Kein Interesse am One-stop-Shopping

Anwender verurteilen die Akquisitionspolitik der Hersteller

29.11.1996

Unmengen von Dollar haben die Großen des LAN-Geschäftes investiert, um ihren Umsatz auch im WAN-Markt generieren zu können. Besonders aktiv bei der Umsetzung dieser Strategie war etwa die Cisco Systems Inc., die in den vergangenen sechs Monaten 4,66 Milliarden Dollar für Akquisitionen ausgab. Im gleichen Zeitraum investierte die 3Com Corp. 315 Millionen Dollar, die Cable- tron Systems Inc. wandte 300 Millionen Dollar auf, und Bay Networks kaufte für 210 Millionen Dollar drei Hersteller.

Die Anwender beeindrucken diese Zahlen weniger. Viele befürchten dagegen, die Konsolidierungen im Netzwerkmarkt schränkten die Wahlmöglichkeiten ein, weil weniger finanzkräftige Hersteller den Big Playern nichts entgegenzusetzen hätten. Erste Anzeichen untermauern diese Einschätzung. Zum Beispiel wird die Madge Networks Inc. ihre weltweite Mitarbeiterzahl im Rahmen einer Umstrukturierung reduzieren. UB Networks bestätigte Gerüchte, daß die Muttergesellschaft Tandem die Netzwerkabteilung verkaufen wolle.

Für die Großen ist das Zugpferd One-stop-Shopping auch nicht der erhoffte Renner. "IBM hat es versucht und ist gescheitert. Cisco arbeitet daran, aber der Erfolg ist noch lange nicht gewiß", äußerte Jerry Wetherington, Netzspezialist an der University of Florida in Gainsville, seine Zweifel an den Marketing-trächtigen Zielen.

"Mit dieser Strategie könnten die Hersteller den Fehler machen, ihr Kerngeschäft zu vernachlässigen", befürchtet Earl Perkins, als Manager verantwortlich für Netzwerkprojekte bei der Energy Services Inc. in Gretna, Louisiana. Unterstützung erhält Perkins von anderen Anwendern. Sie fordern, die Anbieter sollten, statt sich um ihre WAN-Strategie Gedanken zu machen, endlich ihre Produktlinien und Switching-Lösungen komplettieren.