Unsicherheit über tatsächlichen Speicherbedarf:

Anwender scheuen Folgekosten von OS/2

16.12.1988

MENLO PARK (IDG) - Experten und Anwender haben immer noch Zweifel an den tatsächlichen Kosten, die mit dem Betriebssystem OS/2 verbunden sind. Sie sind der Meinung, daß IBM den erforderlichen Speicherbedarf für Multitasking-Anwendungen verschweigt, um potentielle Kunden nicht zu verschrecken.

"Ich glaube, IBM versucht, den wahren Speicherbedarf von OS/2-Applikationen herunterzuspielen", sagte Jim Ross, Manager bei der Continental Bank in Chicago, während einer Anwenderkonferenz. Ross benutzt einen Compaq 386, der ein Hauptspeichervolumen von mindestens 7 MB benötigt, um die OS/2 Extended Edition zu fahren. Mit weniger RAM-Kapazität, so Ross weiter, sei ein vernünftiger Einsatz der Software nicht sinnvoll. Zuvor hatte nämlich Microsoft-Chef Bill Gates behauptet, um zwei oder drei Anwendungen gleichzeitig zu fahren, würde ein Arbeitsspeicher mit 4 MB ausreichen.

Ein Grund für die kritische Einstellung vieler Anwender gegenüber dem neuen Betriebssystem sind die anfallenden Hardwarekosten für einen effizienten Betrieb. Während IBM davon ausgeht, ein AT-Rechner würde für den Einsatz von OS/2-Applikationen ausreichen, sind die Anwender der Meinung, es sei mindestens ein 80386er mit 5 oder 6 MB RAM erforderlich. Marktkenner glauben, daß insbesondere die hohen Preise für notwendige Erweiterungsboards viele PC-User vom OS/2-Einsatz abhalten.

Diese Einstellung wird von führenden US-Computerhändlern geteilt. "Ich kann die Käufer von OS/2-Paketen an einer Hand abzählen", sagte einer. Die Anwender seien einfach nicht bereit, ihr Geld einfach nur für Speicherplatz auszugeben. " OS/2 hat keine Probleme durch mangelnde Applikationen", sagt ein Sprecher von Gupta Technologies in Menlo Park/Kalifornien, "dafür aber mit den Kosten, die durch den Systemwechsel entstehen."