Anwender kritisieren wirre Lizenzbedingungen

04.08.2009
Wie die COMPUTERWOCHE in einer Exklusivumfrage herausfand, fällt es Softwarenutzern schwer, den Überblick über ihre Lizenzen zu behalten.

Da Unternehmen in der Regel Softwareprodukte von verschiedenen Anbietern verwenden, müssen sie sich auch mit unterschiedlichen Lizenzverträgen und -modellen befassen. Um den Überblick zu behalten und nicht über- oder unterzulizenzieren, betreiben Unternehmen ein professionelles Lizenz-Management. Wie eine Umfrage der computerwoche ergab, beschäftigen sich 53 Prozent der Firmen intensiv bis sehr intensiv mit Lizenz-Management. Über 40 Prozent sind "provisorisch" damit befasst, nur etwa drei Prozent machen gar nichts.

Befragt wurden 239 deutsche Unternehmen unterschiedlicher Größe per Online-Fragebogen zwischen 15. und 30. Juli 2009.

Die intensive Auseinandersetzung mit dem Thema ist kein Zufall: Nur eine kleine Minderheit hält die Lizenzmetriken der Softwareanbieter für transparent.

Verträge sind unübersichtlich und nicht flexibel genug

Besonders kritisch sehen Anwender die mangelnde Flexibilität von Lizenzverträgen, beispielsweise dann, wenn sich Rahmenbedingungen verändern und Vereinbarungen angepasst werden sollen. Hier haben Unternehmen offenbar schlechte Erfahrungen gemacht, denn nur etwa jeder fünfte Umfrageteilnehmer ist der Überzeugung, die Lizenzmodelle der Softwareindustrie seien flexibel.

Kritik an Microsoft, SAP und Oracle

Vor allem die Lizenzbestimmungen von Microsoft werden kritisiert: 65 Prozent der Unternehmen sagten, dass die komplizierten Modelle des amerikanischen Softwarekonzerns ihnen den Überblick besonders schwermachten. Die Unübersichtlichkeit rührt natürlich auch daher, dass die Produkte des weltgrößten Softwarekonzerns weit verbreitet sind. Doch die Unternehmen kritisieren hier auch Oracle und SAP.

Das belegen auch die Antworten auf die Frage, welche Softwarekategorie den Firmen beim Lizenz-Management besonders viel Mühe macht. Unter Zulassung von Mehrfachnennungen gaben hier 47 Prozent Office-Produkte an. Wenig begeistert sind sie auch über die Lizenzverträge von Datenbanken und Betriebssystemen (gut 41 Prozent). Fast 30 Prozent nannten ERP- und CRM-Software.

Über- und Unterlizenzierung

Aufgrund des Dickichts aus Lizenzbestimmungen ist es für Firmen schwierig, genau die richtige Anzahl an Softwarelizenzen anzuschaffen. Nur rund ein Viertel der Befragten ist sicher, exakte Informationen darüber zu haben, welche Software auf welchen Rechnern im eigenen Unternehmen läuft. Gut 40 Prozent sehen sich hier "größtenteils" informiert.

Wie das Verhältnis von laut Vertrag angeschafften und tatsächlich genutzten Softwarelizenzen ist, steht auf einem anderen Blatt: Nur in 40 Prozent der Unternehmen korreliert die eingesetzte Software mit dem vertraglich eingekauften Softwarebestand. Fast jeder Fünfte gibt an, weniger Lizenzen zu besitzen als genutzt werden (Unterlizenzierung). Knapp 30 Prozent glauben, mehr Lizenzen im Haus zu haben, als tatsächlich Verwendung finden.

Stehen klassische Lizenz- und Wartungsmodelle vor dem Aus?

Geht es nach der Mehrheit der in dieser Studie von der computerwoche befragten Unternehmen (57 Prozent), dann haben die derzeitigen Lizenz- und Wartungskonzepte der Softwarehäuser keine Zukunft. Nicht einmal jeder Fünfte glaubt an ihren langfristigen Bestand. Allerdings ist die Unsicherheit groß: 23 Prozent möchten sich hier kein Urteil erlauben.

Veränderungen der Lizenzmodelle sind offenbar unvermeidlich: In Zeiten von Virtualisierung und dem Aufkommen von Cloud Computing sind nach Überzeugung von 70 Prozent der Befragten die heutigen Metriken der Industrie überholt. Doch auch hier wagen drei von zehn Unternehmen noch keine Einschätzung.