Anwender hadern mit Lizenzmodellen

22.06.2005
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Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.

Besserung verspricht sich Böhler von einer ISO-Norm, die bereits 2006 verabschiedet werden könnte. Basierend auf dem Itil-Standard bekämen die Anwender damit einen Leitfaden an die Hand, um ein Software-Asset-Management (SAM) zu implementieren. Böhlers Wunsch wäre, dass sich auch die Hersteller anschlössen und auf ein einheitliches Format einigten. "Aber das ist eine Utopie."

Allerdings wächst der Druck auf die Softwareanbieter, ihre Lizenzmetriken messbar und nachvollziehbar zu machen, berichtet Gartner-Analystin Alexa Bona. Angesichts des härter werdenden Wettbewerbs seien große Softwarehersteller wie SAP und Oracle auf der Suche nach neuen Märkten und bemühten sich, vor allem mittelständische Kunden zu adressieren. "Hier haben sie jedoch mit komplexen Lizenzmodellen keine Chance."

In der Tat beginnen einige große Softwarehäuser, sich Gedanken über ihre Lizenzmodelle zu machen. So hat beispielsweise Microsoft angekündigt, noch im Sommer dieses Jahres eine vereinfachte Version seiner "Product Use Rights" herauszubringen. IBM und SAP denken sogar über neue Lizenzmodelle nach. So kündigte SAP-Chef Henning Kagermann Änderungen der eigenen Preisliste an. Ab 2006 solle sich das Pricing stärker am Wert der Software für die Kunden orientieren. In das gleiche Horn stieß IBMs Softwarechef Steve Mills. In einem Gespräch mit der computerwoche räumte er ein, dass sich die Wertvorstellung der Anwender, was Software betrifft, wandle: "Anwender wollen nicht nur für den Code zahlen." Die Anbieter von Lizenz-Management-Lösungen sind jedoch skeptisch, was die neuen Ideen betrifft. "Wie soll man das messen?", fragt beispielsweise G&S-Geschäftsführer Schauermann. Die Ermittlung des Vorteils sei schwierig, ergänzt Aspera-Manager Böhler. Letztendlich laufe es auf die Frage hinaus, was der Kunde bereit sei zu geben. "Dann bin ich auf einem orientalischen Basar." Ein Insider berichtet schmunzelnd von einem geflügelten Wort aus IBMs Softwaresparte: "Sobald ein Kunde unser Lizenzmodell versteht und anwenden kann, müssen wir es ändern."