EG-Bericht fordert IBM-Konkurrenz

Anwender fördern oder Industrie subventionieren

16.05.1975

BRÜSSEL - Eine ernsthafte europäische Konkurrenz für die IBM im Bereich der Zentraleinheiten hat der britische Computerfachmann Basil de Ferranti gefordert. Als Mitglied des Wirtschafts- und Sozialausschusses der Europäischen Gemeinschaft empfiehlt de Ferranti in einem Fachgruppenbericht ferner, daß sich die europäischen Hersteller auf andere Marktsegmente wie Peripherie-Geräte und Kleincomputer konzentrieren sollen. Europäische CPU-Hersteller sollten zwar lebensfähig, aber nicht marktbeherrschend sein.

Diese Wünsche ließen sich nur verwirklichen, wenn gemeinsam vorgegangen würde, wenn es staatliche Beihilfen gebe und wenn man nicht versuche, auf allen Gebieten mit der IBM zu deren Bedingungen in Konkurrenz zu treten.

Staatsbeihilfen sollen nach de Ferranti's Ansicht auf die Firmen konzentriert werden, die erwarten lassen, daß sie innerhalb eines angemessenen Zeitraumes wettbewerbsfähig werden und dann keine weiteren Unterstützungen benötigen. De Ferranti kritisierte in seinem Bericht die "übermäßige" Abhängigkeit Europas von nicht-europäischen Herstellern", insbesondere von IBM.

IBM kontert

In einer ersten Stellungnahme erklärte IBM, die Bedürfnisse der europäischen Anwender müßten Vorrang vor den Interessen der Computerindustrie haben. Eine direkte Unterstützung der europäischen Computerindustrie mit Begrenzung der Auswahlmöglichkeiten der Anwender könne die Deckung des DV-Bedarfs in der Gemeinschaft ernsthaft beeinträchtigen. IBM äußerte außerdem die Ansicht, daß die Verbreitung der Datenverarbeitung in Europa durch eine Reihe von Praktiken der einzelnen Regierungen behindert werde - das stehe jedoch im Gegensatz zu den Bestimmungen der Römischen Verträge. -py