Anwender brauchen nicht mehr lange auf NDS-Unterstuetzung zu warten Novell und Microsoft entwickeln unterschiedliche Win-95-Clients

03.11.1995

SAN MATEO (IDG) - Angepriesen mit dem Anspruch, die Connectivity des Desktops entscheidend zu verbessern, fehlen Windows 95 derzeit noch wesentliche Funktionen, um dieses Versprechen auch in der Praxis einzuloesen. Gerade im Enterprise Computing bemaengeln Anwender die fehlende Unterstuetzung der Netware Directory Services (NDS) von Netware 4.x.

Sowohl Microsoft wie auch Novell bemuehen sich derzeit darum, dieses Manko so schnell wie moeglich zu beheben. Amerikanische Branchenkenner erwarten noch im Oktober einen NDS-faehigen Client von Microsoft, bei Novell soll es dann im November so weit sein. Mitarbeiter der CW-Schwesterpublikation "Infoworld" hatten bereits die Moeglichkeit, beide Varianten im Beta- beziehungsweise Alphastadium zu untersuchen.

Dabei zeigte sich, dass die beiden Releases sich wesentlich in ihrem Funktionsumfang unterscheiden. So versucht der NDS-Client aus dem Hause Gates, die NDS moeglichst weich in den Explorer zu integrieren und den Windows-95-Usern das Logon auf Netware-4.x- Server sowie die Nutzung der NDS-Druckerobjekte zu ermoeglichen. Novells Ziel ist dagegen, die NDS dazu zu benutzen, um die Windows-95-Umgebung zu erweitern und Systemverwalter dazu zu ermutigen,

"NW admin" fuer die Verwaltung der Win-95-Anwender einzusetzen.

Die Clients greifen mehr oder weniger tief in Windows 95 ein. So installiert sich Microsofts NDS-Client als Netzdienst, indem er sich an bestehende Netzkartentreiber, den IPX-Stack und einen bereits existierenden Netware-Client anhaengt. Auf diese Weise ist der Explorer in der Lage, NDS-Baeume anzuzeigen. Zusaetzlich unterstuetzt der Client die Autoconnection nach einem Netzfehler und stellt die entsprechenden Laufwerkszuweisungen wieder her.

Novell-Client bietet mehr Funktionalitaet

Der Funktionsumfang von Novells Client geht deutlich ueber die Anbindung der NDS-Objekte hinaus. Dementsprechend tiefgreifend sind die Aenderungen, die die Software waehrend der Installation vornimmt. So installiert das Novell-Release neue Treiber fuer Netzadapter sowie einen geaenderten IPX-Stack. Diese Komponenten bilden einen neuen Netware-Requester, den Novell als Netware- Provider bezeichnet.

Dabei bietet der Client der Netware-Company fast in allen Bereichen mehr Funktionalitaet als sein Gegenstueck aus dem Hause Gates. Waehrend Microsofts NDS-Requester lediglich die automatische Neuverbindung zu einem Server unterstuetzt und dabei die Drive- Mappings wieder einrichtet, kann Novells Software selbst geoeffnete Dateien und Dateiverbindungen wiederherstellen. Zudem koenen sich die Anwender mit Novells Client bei mehreren NDS-Baeumen gleichzeitig authentifizieren, bei Microsofts Verfahren aber nur bei einem nach dem anderen. Somit kann Novells Client im Explorer mehrere Baeume auf einmal anzeigen und eine entsprechende Laufwerkszuweisung auf Servern in verschiedenen Baeumen gleichzeitig vornehmen.

Darueber hinaus hat Novell dem Client einen "Netware Application Launcher" hinzugefuegt sowie NW admin um mehrere neue Objekte erweitert. Mit diesem Utility haben Systemverwalter die Moeglichkeit, Applikationen zu definieren und einem spezifischen User, einer Gruppe oder einem NDS-Container zuzuweisen. Fuer den entsprechenden Anwender erscheint diese Applikation dann in der Programmgruppe "Netware-delivered Applications".

Abzuwarten bleibt jedoch, inwieweit beide Unternehmen die Funktionalitaeten der entsprechenden Alpha- beziehungsweise Betaversion in das Final Release implementieren.