Antwort auf ausfallsichere Geraete der Konkurrenz Stratus bringt fehlertolerante Rechner mit HP-PA-Prozessoren

17.02.1995

MUENCHEN (CW) - Die Stratus Computer Inc., kleiner, aber permanenter Konkurrent von Tandem auf dem Feld fehlertoleranter Rechner, hat seine "Continuum-Series"-Systeme vorgestellt. Die Maschinen dieser Linie arbeiten erstmals mit den PA-RISC-CPUs von Hewlett-Packard (HP).

Nach dem Uebergang von Motorolas 680x0-CISC- auf Intels 860-RISC- Prozessoren 1992 ist dies bereits der zweite Architekturwechsel, den Stratus seinen Anwendern zumutet. Allerdings versicherte Jim Holley, Stratus-Direktor des Produkt-Marketings, dass sowohl das fehlertolerante FTX-Unix als auch die proprietaere Stratus- Betriebssystem-Variante VOS fuer die HP-PA-Plattformen hundertprozentig quellcodekompatibel seien zu den beiden Betriebssystem-Varianten fuer den Intel-Chip. FTX ist Stratus' Native-Implementation von Unix System V, Release 4. Es beinhaltet die Fehlertoleranzcharakteristika von VOS.

Jim Johnson, Chairman des Marktforschungsinstituts The Standish Group International Inc., aeusserte, Anbieter von hochverfuegbaren, dabei preisguenstigen Systemen haetten begonnen, sich auf dem Terrain von Stratus breitzumachen, obwohl ihre Systeme nicht die Fehlertoleranzeigenschaften von Stratus-Maschinen bieten koennen. Hierzu gehoeren etwa IBM, Sun, HP, Sequent oder Pyramid. Der Erfolg der Konkurrenz habe allein daran gelegen, dass die 860-basierten XA/R-Rechner von Stratus ausgesprochen teuer sind.

Der Analyst erwartet jetzt, dass sich der Wechsel von der Intel- auf die HP-Architektur fuer Stratus auszahlen wird: Dank des verbesserten Preis-Leistungs-Verhaeltnisses koenne das Unternehmen aus Marlboro, Massachusetts, mit Wachstumszahlen im zweistelligen Bereich rechnen. 1994 verbuchte Stratus etwa 15 Prozent des 2,8 Milliarden Dollar grossen Marktsegments fehlertoleranter Systeme fuer sich. Erzrivale Tandem ist mit einem Anteil von 57 Prozent allerdings klarer Marktfuehrer.

Stratus bietet in der Continuum-Linie neun Modellvarianten vom Einprozessor-System bis zum Vier-Wege-Rechner an, die mit PA-CPUs mit 72 beziehungsweise 96 Megahertz Taktrate arbeiten. Die Preise reichen von rund 100000 Dollar bis ueber 900000 Dollar.

Das Uniprozessor-System "610" etwa ist mit 512 KB Sekundaer-Cache, 128 MB Arbeitsspeicher und bis zu 10 GB Festplattenkapazitaet ausgestattet. Das Topmodell "1245" rechnet mit vier Prozessoren (96 Megahertz Taktrate), bis zu 1 GB Arbeitsspeicher und 178 GB Festplattenkapazitaet.

Wie Convex oder Concurrent hat jetzt auch Stratus bei den Continuum-Maschinen einen lokalen Speicher-Bus eingerichtet, der den System-Bus um bis zu 75 Prozent vom Datenverkehr entlasten soll. Durch den - 350 Mbit/s schnellen - Speicher-Bus ist es moeglich, Erweiterungskarten mit 16 bis 512 MB Speicher direkt an die CPU-Boards anzudocken.

Ausserdem wird die Architektur durch das lokale Bus-Konzept unabhaengig von Aenderungen des System-Busses. Ferner, sagt das Unternehmen, koenne man so zukuenftig PCI-Komponenten in den Continuum-Systemen einsetzen. Stratus verfolgt diesbezueglich ein Projekt, das unter dem Codenamen "Open I/O" laeuft. Innerhalb eines Jahres sollen erste Produkte auf den Markt kommen. Die Continuum- Rechner sollen ab April verfuegbar sein. Die XA/R-Maschinen werden weiterhin produziert und unterstuetzt.