Anteil von Hard- und Weichwerkern am Softwarekuchen wird sich bis 1990 nicht verschieben, aber:HW-Hersteller haben Markt für Standardpakete fest im Griff

30.05.1986

MÜNCHEN (CW) - Mit einem europäischen Markt von 42,7 Milliarden US-Dollar für Software und DV-Dienstleistungen im Jahre 1990 rechnet die International Data Corporation (IDC). Dabei wird innerhalb dieses Zeitraums der Softwareanteil am Marktsegment von 64 Prozent auf 82 Prozent steigen.

1984 wies der europäische Markt für Software und Dienstleistungen ein Volumen von nahezu 13 Milliarden Dollar auf. Der reine Softwarepart im Umfang von rund 7,69 Millionen Dollar lag damals zu 36 Prozent in den Händen der Hardwarehersteller und zu etwa 46 Prozent bei den Softwareanbietern; die Systemhäuser erreichten einen Anteil von 18 Prozent. Diese Aufteilung wird sich bis 1990 bei einem entsprechenden Marktvolumen von

32,96 Milliarden Dollar nach Meinung der Analysten nicht wesentlich verändern.

Standardpakete hielten 1984 mit 3,99 Millionen Dollar 52 Prozent des Softwaremarktes. Der besondere Wachstumsrend dieser Produktionskategorie wird weiter anhalten und bis 1990 zu einem Umsatz von rund 20,40 Milliarden Dollar oder 62 Prozent Marktanteil führen. Das entspricht einer durchschnittlichen jährlichen Zuwachsrate von fast 30 Prozent. Dabei halten die Hardwarehersteller über die Hälfte dieses Marktsegments in sicheren Handen. Ihre Stellung ist wesentlich durch die Systemsoftware geprägt. Die Soft-

Warehäuser kommen auf 15 Prozent Anteil am Standardsoftwaremarkt.

Den wachstumsstärksten Teilbereich im Softwaremarkt bilden Applikationstools mit durchschnittlich 36 Prozent Zuwachs pro Jahr. Dabei wird die Programmierung mit Tools, insbesondere mit Datenbanktools, zunehmend die herkömmliche strukturierte Programmierung beispielsweise in Cobol oder anderen Programmiersprachen ablösen.

Für Anwendungspakete ist mit einer Jahreszuwachsrate von 32 Prozent für Systemsoftware mit 26 Prozent jährlicher Zunahme zu rechnen.

Individualsoftware geht bis 1990 weiter zurück

Individualsoftware (einschließlich Beratung) erreichte 1984 einen Markt im Wert von rund 3,7 Milliarden Dollar. Das entspricht einem Anteil von 48 Prozent am gesamten Softwaremarkt in Europa. Für 1990 erwartet IDC ein Marktvolumen von 12,56 Milliarden Dollar für Individualsoftware beziehungsweise 38 Prozent Anteil am Gesamtsoftwaremarkt.

Die bedeutendste Anbietergruppe in diesem Marktsegment sind die Softwarehäuser, die ihren Anteil im Zeitraum 1984 bis 1990 von 64 auf 68 Prozent werden steigern können. Systemhäuser und Hardwarehersteller hielten Anfang 1985 noch 21 Prozent beziehungsweise 15 Prozent des europäischen Marktes für Individualsoftware. Bis 1990 wird aber der Anteil der Hardwarehersteller auf elf Prozent absinken, während die Systemhäuser ihre Position stabil beibehalten dürften.

Der zwar kleinste, im Zeitraum 1985 bis 1990 aber am stärksten wachsende Teilmarkt umfaßt PC-Software. Allerdings nehmen hier die jährlichen Zuwachsraten ab. Dennoch wird 1990 der größte Umsatz mit Software für Large-Scale-Mehrplatzsysteme erzielt werden. 1984 war der Small-Scale-Bereich am umsatzstärksten . 1984 wurden am europäischen DV-Dienstleistungsmarkt über 5,24 Milliarden Dollar umgesetzt. Für 1990 erwarten die Marktforscher ein Volumen von 9,78 Milliarden Dollar. In diesem Zeitraum wird der Anteil der Processing Services von 88 auf 77 Prozent sinken. Gleichzeitig wird der Bereich DV-Schulung den Umsatzanteil von elf auf 21 Prozent steigern.

Facilities Management spielt in Europa auch künftig praktisch nur eine untergeordnete Rolle und ist mit etwa einem Prozent am Markt für Dienstleistungen beteiligt.

Der Markt für Processing Services erreichte 1984 eine Größe von rund 4,6 Milliarden Dollar. Für 1990 rechnet IDC mit 7,55 Milliarden Dollar. Hauptmotor für das Wachstum ist das Segment Remote Autotransaction (Rechnerbetrieb mit Fernzugriff) und hier besonders der Bereich Datenbankzugriff mit einem durchschnittlichen jährlichen Wachstum von 16 Prozent.

Im Gebiet Remote Problem Solver (Ferndiagnose und -reparatur) ist mit sechs Prozent Jahreszuwachs zu rechnen. Der Bereich Lokal Batch (lokaler Stapelbetrieb) wird gar leicht an Umsatz einbüßen. Praktisch bei allen Processing-Service-Anbietern ist Diversifikation angesagt.

Die Informatikschulung erreichte 1984 ein Umsatzvolumen von 562 Millionen Dollar. Etwa 62 Prozent (351 Millionen Dollar) entfielen dabei auf die Hardwarehersteller; 38 Prozent oder rund 211 Millionen Dollar teilten sich die unabhängigen Institute und die Softwarehäuser.