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Anleger sind sauer auf Telekom-Chef Sommer

30.05.2001

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Auf der gestrigen Hauptversammlung in der Köln-Arena blies Ron Sommer, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Telekom, ein scharfer Wind entgegen: Über 9000 aufgebrachte Kleinaktionäre und mehrere Aktionärsvereinigungen kritisierten die teuren Telekom-Akquisitionen von Voicestream und Powertel in den USA (rund 38 Milliarden Euro) sowie den hohen Preis von 16 Milliarden Euro, den der Bonner Carrier im vergangenen Jahr für seine UMTS-Lizenz in Deutschland gezahlt hatte. Am meisten monierten die Anleger jedoch den Kursverfall der T-Aktie, die nach ihrem Höchstkurs von 104,90 Euro im Juni 2000 auf inzwischen rund 25 Euro gesunken ist. Das entspricht einem Rückgang von über 75 Prozent. "Verhöhnt" fühlen sich die Aktionäre zudem von der Bundesregierung, die nach wie vor 58 Prozent an dem TK-Riesen hält. Diese verhindere durch ihren Stimmrechtsanteil eine

Sonderprüfung der Telekom-Bilanz für das Jahr 2000, in der die Immobilien des Konzerns um zwei Milliarden Euro zu hoch bewertet worden waren. Im Februar 2001 hatte der Ex-Monopolist die Korrektur des Immobilienvermögens angekündigt und seinen Jahresüberschuss für 2000 entsprechend revidiert (Computerwoche online berichtete).

Sommer verteidigte auf der Hauptversammlung die Entscheidungen der Konzernspitze. Der Kaufpreis für die US-Mobilfunkanbieter sei aufgrund des zu erwartenden Wachstums vergleichsweise günstig. In diesem Jahr rechnet der Top-Manager mit Investitionen in den US-Mobilfunknetzausbau von rund 1,8 Milliarden Dollar. Zu dem Vorwurf der Bilanzfälschung erklärte er, die Zahlen seien in der Vergangenheit korrekt erstellt und die Immobilien jederzeit sachgerecht bewertet worden. Sommer rechtfertigte zudem den teuren UMTS-Lizenzkauf, da es keine Alternative zu dieser Technologie im Mobilfunkmarkt gebe.

Wann die Telekom-Tochter T-Mobile International an die Börse gehen soll, sagte Sommer nicht. Das Going Public war im vergangenen Jahr aufgrund der Voicestream-Übernahme verschoben worden.