Projektmanagement

Angst vor schwarzen Schwänen

26.02.2014
Von 


Christoph Lixenfeld, seit 25 Jahren Journalist und Autor, vorher hat er Publizistik, Romanistik, Politikwissenschaft und Geschichte studiert.

1994 gründete er mit drei Kollegen das Journalistenbüro druckreif in Hamburg, schrieb seitdem für die Süddeutsche Zeitung, den Spiegel, Focus, den Tagesspiegel, das Handelsblatt, die Wirtschaftswoche und viele andere.

Außerdem macht er Hörfunk, vor allem für DeutschlandRadio, und produziert TV-Beiträge, zum Beispiel für die ARD-Magazine Panorama und PlusMinus.

Inhaltlich geht es in seiner Arbeit häufig um die Themen Wirtschaft und IT, aber nicht nur. So beschäftigt er sich seit mehr als 15 Jahren auch mit unseren Sozialsystemen. 2008 erschien im Econ-Verlag sein Buch "Niemand muss ins Heim".

Christoph Lixenfeld schreibt aber nicht nur, sondern er setzt auch journalistische Produkte ganzheitlich um. Im Rahmen einer Kooperation zwischen Süddeutscher Zeitung und Computerwoche produzierte er so komplette Zeitungsbeilagen zu den Themen Internet und Web Economy inklusive Konzept, Themenplan, Autorenbriefing und Redaktion.
McKinsey hat gemeinsam mit der Uni Oxford untersucht, woran große IT-Projekte scheitern. Es ist die aufschlussreichste Studie zum Thema seit Jahren.

Die Untersuchung trägt den zunächst verwirrenden Titel "Schwarze Schwäne in IT-Projekten". Die hübschen Tiere stehen hier für jene Vorhaben, die entweder um mindestens 80 Prozent über dem veranschlagten Budget oder um mindestens 100 Prozent über dem Zeitplan liegen, also doppelt so lange gedauert haben wie geplant. Eigentlich bezeichnet das Bild vom schwarzen Schwan - außer dem Federvieh selbst - Ereignisse, die extrem unwahrscheinlich, aber jederzeit möglich sind. So wie das Sichten dieser damals wie heute sehr seltenen Vögel im Jahre 1697 in Westaustralien durch den Seefahrer Willem de Vlamingh.

Gescheiterte beziehungsweise aus dem Ruder gelaufene IT-Projekte sind dagegen nicht wirklich selten zu besichtigen. Welche Art von Vorhaben besonders häufig schief gehen und warum, damit hat sich McKinsey & Company gemeinsam mit dem Institut für Informations- und Kommunikationstechnologie der Uni Oxford beschäftigt. Zentrale Fragestellungen waren dabei unter anderem: Sind IT-Vorhaben riskanter als Bauvorhaben? Ist Standardsoftware besser als Maßgeschneidertes? Müssen wir mehr Angst vor sehr großen Projekten haben als vor besonders langwierigen? Sind erfahrene Projektmanager wirklich besser?

Bauprojekte laufen nur halb so oft aus dem Ruder wie IT-Vorhaben.
Bauprojekte laufen nur halb so oft aus dem Ruder wie IT-Vorhaben.
Foto: roberts_stockman/Fotolia.com

Bei der McKinsey-Untersuchung handelt es sich um ein permanentes Projekt-Monitoring, das bereits seit einigen Jahren läuft. Entstanden ist dabei eine Datenbank, die im Moment etwa 5400 IT-Projekte enthält und weiter wächst. Für die aktuelle 'Black Swan'-Analyse haben die Autoren jene 2092 Projekte ausgewählt, deren Datenbasis so vollständig ist, dass sich an ihnen die oben zitierten Fragestellungen valide untersuchen lassen. Im Mittel lag das Budget dieser Projekte bei 1,8 Millionen Euro - mit großen Ausreißern nach oben. Die mittlere Dauer betrug etwa zwei Jahre. Inhaltlich ist dabei alles Gängige vertreten, geographisch stammten 40 Prozent der Projekte aus Europa und 58 Prozent aus den USA. In 65 Prozent der Fälle war der öffentliche Sektor Auftraggeber, in 35 Prozent der private. Hier die wichtigsten Ergebnisse:

Erstens: IT-Projekte geraten fast doppelt so oft aus dem Ruder wie Infrastrukturvorhaben (Straßenbau zum Beispiel). Außerdem sind die Ausreißer in der IT im Durchschnitt deutlich extremer als bei der Infrastruktur. Überraschend ist dieses Ergebnis insofern nicht, als die Bauindustrie mehrere 1000 Jahre Projekterfahrung hat, die IT-Industrie aber nur etwa 50... (Um einen Vergleich mit der fremden Branche anstellen zu können, hatten die Studienautoren Untersuchungen des aus Dänemark stammenden Oxford-Professors Bent Flyvbjerg herangezogen, der sich etwa seit dem Jahr 2000 mit Groß-Infrastrukturprojekten beschäftigt.)