Motivation

Angestellte verzichten für Dienstwagen auf Gehalt

11.12.2008
Von pte pte
Dienstwagen üben noch immer eine magische Anziehungskraft auf Mitarbeiter aus. Von einer Lockerung der Regelung kann auch der Arbeitgeber profitieren.

Obwohl viele Angestellte ihren Dienstwagen nicht primär für die Arbeit nutzen, bieten immer mehr Unternehmen diesen Service gegen Lohnabschläge. Als Paradebeispiel für das Modell lässt sich der Düsseldorfer Energieversorger E.ON anführen. Dieser bietet über 1.000 seiner Mitarbeiter Autos an, die sie gegen Bruttogehaltsabzüge nutzen dürfen. So profitieren beide Seiten: Die Angestellten kommen in den Genuss der günstigen Konditionen beim Einkauf durch den Arbeitgeber und brauchen sich nicht um Inspektionen, Reparaturen und Versicherungen kümmern. E.ON hingegen kann die Lohnnebenkosten reduzieren sowie die eigene Belegschaft motivieren. Dieser Trend scheint sich vor allem bei Großunternehmen abzuzeichnen, was der derzeit schwer angeschlagenen Automobilindustrie helfen könnte.

"Die Firmenwagen sind in vielen Unternehmen zum größten Teil Leasingfahrzeuge, die nach zwei oder drei Jahren wieder zurück zur Leasinggesellschaft gehen. Solche Programme, wie sie E.ON macht, könnten wegen der steuerlichen Vorteile zur stärkeren Nachfrage führen, die die gesamte Industrie derzeit bitter nötig hat", sagt Ferdinand Dudenhöffer, Professor für Automobilwirtschaft an der Fachhochschule Gelsenkirchen, gegenüber pressetext. Laut dem Branchenkenner profitieren die Dienstnehmer von dem in der Bundesrepublik geltenden Steuerrecht, das die private Nutzung von Firmen- und Dienstwagen mitberücksichtigt. "Die Nutzung kann der Arbeitnehmer als geldwerten Vorteil versteuern. Monatlich wird ein Prozent des Brutto-Inlands-Listen(neu)preises angesetzt", so Dudenhöffer.

Hauptsächlich privat genutzte Statuswagen erfreuen sich bei den Angestellten steigender Beliebtheit - mehr als die Hälfte der deutschen Arbeitnehmer wünscht sich einen Dienstwagen. Bei den Arbeitnehmern unter 30 Jahren sind es sogar 70 Prozent. Einem Bericht der "Financial Times Deutschland" nach setzt mehr als jeder zweite Arbeitgeber in Deutschland Dienstwagen als ein Motivationsinstrument ein. "Dienstwagen-Programme sind gerade in schwierigen Zeiten wie diesen ein Mittel, um die Wirtschaft anzukurbeln. Aufgrund steuerlicher Vorteile wird jedoch auch die Kritik laut, dass Dienstwagen vom Steuerzahler subventioniert werden", verdeutlicht Dudenhöffer auf Nachfrage von pressetext. Dass Dienstwagen für die Verbraucher attraktiver werden, lässt sich angesichts der Benzinpreise mehr und mehr nachvollziehen, so der Insider.

Im Zuge des Fachkräftemangels entdecken das Thema aber auch die Personaler. Schließlich werden Fahrzeuge im Kampf um hochqualifizierte Talente als Gehaltsbestandteil zunehmend wichtiger. Weil viele Firmen ihre Flotten-Policy in Hinblick auf den Anspruch für Mitarbeiter sowie die Autotypen gelockert haben, können sich Angestellte vielerorts neuerdings auch für Cabrios oder Sportwagen entscheiden. "Industrieunternehmen sind da noch zurückhaltend. Schließlich sagt der Dienstwagen auch viel über die Kultur eines Unternehmens aus", wird Alexander von Preen, Geschäftsführer Kienbaum Consultants International, in dem Bericht zitiert. Aber auch der Klimaschutz findet zunehmende Beachtung bei der Modernisierung der Flotten. Von 400 befragten Flottenmanagern verfolgen bereits rund 65 Prozent diese Ziele. (pte)