Neue Adressaten sollen informiert sein

Anforderungen an das Berichtswesen sind im Wandel

04.03.2015
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Andreas Lange ist seit 2007 bei der IDL GmbH Mitte an Bord und verantwortet als Mitglied der Geschäftsleitung und Prokurist den direkten Vertrieb in Deutschland. Der Betriebswirt VWA und Dipl.-Kaufmann Betriebswirtschaftslehre gilt als Experte rund um das gesamte Themengebiet des Business Performance Management und war bereits vor seiner Tätigkeit bei der IDL in leitenden Positionen unter anderem als Gesellschafter bei der MIK AG sowie als Bereichsleiter MIS und Gesellschafter bei der MOD Consulting GmbH tätig.
Ein zweigleisiges Berichtswesen für interne und externe Adressaten ist im deutschsprachigen Raum die Regel. Getrieben durch Globalisierung und die Finanzkrise kommen jedoch neue Anforderungen hinzu. Das wirkt sich auf die Informationsprozesse und Organisation im Finanzbereich aus – Kooperation aller Beteiligten ist der Schlüssel zum Erfolg.
Neben den klassischen Finanzkennzahlen fließen immer mehr ergänzende Informationen wie Planwerte aus dem operativen Controlling, Kennzahlen aus dem Risikocontrolling und Compliance-Informationen aus internen Kontrollsystemen in die externe Berichterstattung ein.
Neben den klassischen Finanzkennzahlen fließen immer mehr ergänzende Informationen wie Planwerte aus dem operativen Controlling, Kennzahlen aus dem Risikocontrolling und Compliance-Informationen aus internen Kontrollsystemen in die externe Berichterstattung ein.
Foto: mike6050 - Fotolia.com

Finanzbuchhaltung und Controlling, die üblicherweise für die parallel geführten Berichtswelten zuständig sind, kommen im Geschäftsalltag meist ohne einander aus. Die spezialisierten Abteilungen arbeiten mit unterschiedlicher Zielrichtung und liefern dementsprechend verschiedene Informationen. Für die getrennten Rechnungssysteme gibt es einen guten Grund: den Detaillierungsgrad. Berichte, die im Controlling zum Teil bis auf die operative Ebene der Geschäftstätigkeit analysiert werden, um die Unternehmenssteuerung pointiert zu unterstützen, haben in der externen Kommunikation nichts zu suchen. Und umgekehrt sind beispielsweise komplizierte steuerliche Aufstellungen aus dem legalen Jahres- oder Konzernabschluss nicht unbedingt hilfreich für die tägliche Entscheidungsfindung in einer Niederlassung oder einem Produktbereich.

Informationen für Shareholder

In globalisierten Märkten kommen jedoch vor allem im Bereich der externen Berichterstattung vielfältige neue Anforderungen hinzu. Mussten Finanzabteilungen bis dato hauptsächlich verlässliche Finanzkennzahlen im Rahmen der legalen Berichterstattung liefern, stehen heute auch Investoren als Adressaten stark im Fokus. Deren Erwartungen sind hoch - zu Recht, wie die Erfahrungen seit der weltweiten Finanzkrise vor Augen geführt haben.

Neue Anforderungen aufgrund Globalisierung und volatiler Märkte

Wer in Zeiten volatiler globalisierter Märkte investiert, darf umfassende und verlässliche Informationen zur Unternehmensentwicklung erwarten. Die Ansprüche an Aktualität, Umfang, Präzision, Transparenz oder internationale Vergleichbarkeit des Berichtswesens steigen kontinuierlich, und wer diese Ansprüche erfüllen kann, hat greifbare Wettbewerbsvorteile bei der Suche nach kostengünstigen Finanzierungsmodellen.

Investoren, Analysten und Banken wollen zeitnah und korrekt informiert sein

Der gesteigerte Informations- und Sicherheitsbedarf bildet aber auch den zentralen Ansatzpunkt, um den sich neue verpflichtende Regularien für die externe Berichterstattung formieren. Die erweiterten Berichtspflichten, die sich im Rahmen der Jahres- und Konzernabschlüsse nach HGB vor allem im Lagebericht manifestieren, und die Leitlinie des IFRS-Regelwerks lassen sich auf einen zentralen Nenner bringen: Auch sie haben die Shareholder im Blick. Das heißt Investoren am Kapitalmarkt sollen über die reine Finanzsicht hinaus umfassende Informationen mit Blick auf die Wertorientierung und Risikominimierung für ihre Anlageentscheidungen zur Verfügung gestellt bekommen. Neue Themen wie das Nachhaltigkeits-Reporting wirken sich darüber hinaus bis ins Endkundengeschäft aus. Die entsprechenden Informationen können Marken stärken und den Verkaufserfolg entscheidend beeinflussen.

Kooperation ist gefragt

Ob mit Blick auf die eigene Wettbewerbsposition oder zur Erfüllung komplexer Berichtspflichten - die neuen Herausforderungen machen sich schon heute im Tagesgeschäft der zuständigen Fachabteilungen bemerkbar. Es zeichnet sich ab, dass das Rechnungswesen die erhöhten Anforderungen nicht alleine stemmen kann. Schon die notwendige Aktualität der Berichterstattung, die sich in den inzwischen üblichen verkürzten Berichtszyklen, unterjähriger Berichterstattung, rollierender Planung und Fast-Close-Abschlüssen niederschlägt, erfordert im gesamten Unternehmen gut organisierte abteilungsübergreifende Berichtsprozesse und eine professionelle IT-Umgebung bis hin zum effizienten Datenmanagement. In diesem Zusammenhang werden auch im Konsolidierungs-und Reportingprozess Cloud und Mobile-Ansätze immer bedeutsamer für die schnelle und kosteneffiziente Abwicklung.

Finanzverantwortliche sind oft Initiatoren für systemtechnische Innovation und agile Arbeitsformen

Neben den klassischen Finanzkennzahlen fließen außerdem immer mehr ergänzende Informationen wie Planwerte aus dem operativen Controlling, Kennzahlen aus dem Risikocontrolling und Compliance-Informationen aus internen Kontrollsystemen in die externe Berichterstattung ein. Dafür müssen die zuständigen Fachabteilungen zusammenarbeiten, übergreifende Berichtsstrukturen definieren und die Systemintegration vorantreiben. Und mit Themen wie Nachhaltigkeits-Reporting kommen neue Anforderungen hinzu, um die sich weitere Expertenteams formieren werden.

Der Finanzbereich als Kompetenzzentrum

Der Finanzbereich, in dem die vielfältigen Informationen zusammenlaufen, entwickelt sich damit zum Kompetenzzentrum für die wertorientierte Unternehmenssteuerung. Zentraler Ansprechpartner für interne und externe Stakeholder sind der CFO beziehungsweise vergleichbare übergreifende Finanzfunktionen. Diese fungieren schon heute oft als Koordinatoren und treiben neue Arbeitsprozesse, Organisationsformen und die Systemintegration voran, um ihren Berichtspflichten nachkommen zu können und nach allen Seiten auskunftsfähig zu sein. Finanzverantwortliche sind zunehmend Initiatoren für die Etablierung neuer Technologien, die zum Beispiel Mobilität, Collaboration, Workflows und Wikis unterstützen und damit die Einrichtung von "Shared Services" oder "Centers of Excellence" ermöglichen.

Diese agilen Organisationsformen ermöglichen es, ständig wachsende Compliance-Vorgaben und erhöhte Anforderungen von Investoren an die Berichterstattung in den Griff zu bekommen. Die neuen Aufgaben im Finanzbereich sind längst in der Praxis der Unternehmen angekommen. Das betrifft nicht nur die Großkonzerne wie beispielsweise Chemie- und Pharmariesen, die bei zukunftsorientierten Themen wie Nachhaltigkeits-Reporting Vorreiterrollen einnehmen. Auch erfolgreiche mittelständische Konzerne sind heute meist international aktiv und stellen sich mit dem Ausbau ihrer unternehmensweiten Berichtsplattformen auf internationale Berichtspflichten und anspruchsvolle externe Adressaten wie Investoren und Aufsichtsräte ein. (bw)