Geheimes Google-Projekt

Android-Smartphones als mobile Geldbörsen

28.03.2011
Von 
Thomas Cloer war Redakteur der Computerwoche.
Google arbeitet einem Pressebericht daran, Android-Smartphones mit Near Field Communication (NFC) als digitale Geldbörsen einzusetzen.

Dazu kooperiere Google mit der Kreditkartenfirma MasterCard, der Bank Citigroup sowie dem Lesegeräte-Hersteller Verifone, schreibt das "Wall Street Journal". Mit diesen Partnern entwickelt der Internet-Konzern demnach ein Verfahren zur berührungslosen Zahlung mit einem Android-Smartphone. Das von Google initiierte Mobil-Betriebssystem unterstützt NFC seit der Version 2.3 ("Gingerbread"). Allerdings gibt es am Markt bisher mit dem Google-eigenen "Nexus S", das Samsung baut, nur ein Endgerät mit NFC-Ausstattung. Man kann aber davon ausgehen, dass zukünftig deutlich mehr Android-Smartphones NFC-fähig werden.

Nutzer könnten mit der Google-Lösung dem Bericht zufolge nicht nur mit ihrem Smartphone bezahlen, sondern auch ihr Kartenkonto über eine entsprechende App verwalten und damit ihre Ausgaben kontrollieren. Google selbst würde dabei "nur" indirekt profitieren - es wäre nicht an den Transaktionskosten beteiligt, sondern würde lokalen Händlern gezielte Werbung oder Rabattangebote verkaufen, die Endkunden dann auf ihren Telefonen angezeigt würden, wenn sie sich in der Nähe von werbetreibenden Ladengeschäfte aufhalten.

Anders als in Deutschland gibt es in den USA bereits relativ viele POS-Kreditkartenleser von Verifone, die NFC-Technik unterstützen. Der Yankee-Group-Experte Nick Holland verweist in diesem Zusammenhang darauf, dass die dabei drahtlos übertragenen Kreditkartendaten sicherer seien als die herkömmliche Technik mit Magnetstreifen. Das Google-Projekt steckt dem "WSJ"-Bericht zufolge noch in einem recht frühen Stadium, soll aber später in diesem Jahr produktiv in Betrieb gehen.

Neben Android dürften künftig auch weitere Smartphones NFC-fähig werden. Experten erwarten, dass Apple die nächste iPhone-Generation ebenfalls mit der RFID-verwandten Technik ausstattet (entweder direkt oder als Zubehöroption), und auch der Blackberry-Hersteller Research in Motion (RIM) will künftige Geräte mit NFC ausstatten.

Es gibt aber auch konkurrierende Bestrebungen, Mobiltelefone zum Bezahlen zu nutzen. In den USA haben zum Beispiel die Carrier Verizon Wireless, AT&T und T-Mobile USA im vergangenen Herbst das Joint Venture Isis angekündigt, das Mobile-Payment-Lösungen entwickeln soll. Die direkt auf dem Handy ausgeführten Transaktionen soll dabei der spezialisierte Dienstleister Discover abrechnen.