Lawrence Weinbach zum CEO berufen

Andersen-Veteran soll Unisys zu neuen Erfolgen führen

03.10.1997

Mit der Berufung des renommierten Managers gelang es Unisys, die seit Juni schwelende Führungskrise zu beenden. Im Frühsommer hatte der bisherige Unisys-Chef James Unruh angekündigt, spätestens im April 1998 eine Aufgabe bei einem anderen Unternehmen übernehmen zu wollen, nach Möglichkeit aber schon eher seinen Stuhl für einen Nachfolger zu räumen. In der Folge taten sich dem Vernehmem nach die eingeschalteten Headhunter schwer, einen adäquaten Ersatz zu finden; Recherchen unter anderem im Topmanagement von IBM und EDS blieben zunächst ergebnislos.

Um so überraschender ist nun der Einstieg des 57jährigen Ex-Chefs von Andersen Worldwide. Die Aufgabe, den früheren Mainframe-Spezalisten zu einem profitablen IT-Konzern mit einer starken Dienstleistungssparte umzubauen, wird in der Branche nach wie vor als "schwierig" eingestuft. Zwar konnte Unisys aufgrund der von Unruh eingeleiteten Restrukturierung im Geschäftsjahr 1996 erstmals seit 1993 wieder schwarze Zahlen schreiben; der Schuldenberg von rund 2,3 Milliarden Dollar, den die Company vor allem Ende der 80er Jahre durch ein gravierend einbrechendes Großrechnergeschäft angehäuft hat, trübt indes nach wie vor die Bilanz.

Weinbach, dessen Engagement von Analysten als Indiz für eine noch stärkere Ausrichtung von Unisys auf IT-Dienstleistungen interpretiert wird, müsse daher, wie es heißt, mit dem eisernen Besen kehren. Die von seinem Vorgänger umgesetzte Dreiteilung des Konzerns in eine Hardware-, Wartungs- und Service-Division greife ungeachtet der Tatsache, daß 1996 bereits 62 Prozent des Umsatzes mit Dienstleistungen generiert wurden, zu kurz. Einige Geschäftsbereiche arbeiten nach wie vor unprofitabel. Andererseits dürfte es durch die guten Kontakte des neuen Unisys-Chefs gelingen, lukrative Service-Aufträge an Land zu ziehen. Weinbach hatte die Andersen-Worldwide-Gruppe, zu der die Beratungshäuser Arthur Andersen und Andersen Consulting gehören, in den zurückliegenden acht Jahren zu einer Verdreifachung des Umsatzes von 2,8 auf gut neun Milliarden Dollar und einer Verdoppelung der Mitarbeiterzahl von 45000 auf 90000 geführt.