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Anbieter von Business Software tunen User-Interface

30.09.2005
Hersteller wie Oracle und SAP arbeiten verstärkt daran, das Styling von Business-Applikationen besser an die Belange der Anwender anzupassen.

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Hersteller von Business-Applikation wie beispielsweise Oracle und SAP arbeiten verstärkt daran, die User-Interfaces von ERP, CRM- und anderen Geschäftsanwendungen besser an die Belange der Anwender anzupassen. Oracle gab auf seiner Kunden- und Partnerveranstaltung Open World, die vom 17. bis zum 22. September in San Francisco stattfand, bekannt, ein neues Styling für seine künftige Generation von Business-Applikationen entwickeln zu wollen. Unter dem Projekt "Fusion" soll bis 2007 aus der eigenen E-Business-Suite sowie den zugekauften Anwendungen von Peoplesoft, J.D. Edwards und Siebel eine einheitliche Produktlinie entstehen (siehe auch: Großbaustelle Oracle).

Mit Fusion wollen die Oracle-Verantwortlichen bei der Gestaltung der Benutzerschnittstelle weg von der bisherigen Ausrichtung auf die dahinter liegenden Prozesse. Stattdessen soll sich das Interface danach richten, welche Informationen der jeweilige Benutzer für seine Arbeit benötigt. Die Information und die Daten seien der Ausgangspunkt, nicht die Transaktionen, erläuterte John Wookey, Senior Vice President von Oracle, auf der Open World. Dies bedeute einen klaren Wandel, wie Applikationen künftig gestaltet würden und wie Nutzer auf diese zugriffen. Das wichtigste Kriterium für das Design des User Interface müsse in Zukunft sein, die Benutzer der Applikationen in die Lage zu versetzen, ihre Arbeit schneller und effizienter abzuwickeln. Außerdem müssten die Oberflächen flexibel gestaltet sein, dass möglichst viele Nutzer im Unternehmen und auch in verschiedenen Industrien damit zurecht kämen. Als Vorbild nannte Wookey die Oberflächen der Internet-Dienste Google und Yahoo, deren User Interfaces so einfach seien, dass Millionen von Nutzern damit arbeiten könnten.

Während Oracle als Datenbankspezialist verständlicherweise die Information in den Mittelpunkt stellt, wählt SAP als Applikationshersteller den Weg über die Anwendung. Im Rahmen der Enterprise Services Architecture (ESA) arbeitet das deutsche Softwarehaus am Umbau seiner Softwarearchitektur. Künftig sollen Anwender auf einer Business Process Platform (BPP), die im Wesentlichen aus der Integrationsplattform "Netweaver" und einem Repository von Enterprise Services - Definitionen einzelner Geschäftsprozesse - bestehen soll, schnell einzelne Softwaremodule entwickeln können (siehe auch: SAPs langer Weg zu ESA). Das Aufbrechen des monolithischen Softwareansatzes erlaubt auch den Einsatz flexibler User Interfaces.

Auf seiner Kundenveranstaltung Sapphire in Kopenhagen im Frühjahr dieses Jahres verkündete SAP mit "Mendocino" ein Gemeinschaftsprojekt mit Microsoft (siehe auch: Mendocino soll Absatz von ERP-Lizenzen ankurbeln). Das Vorhaben soll es Anwendern von Microsofts Office erlauben, auf SAP-Backends zuzugreifen, ohne dabei Desktop-Programme wie Word, Excel oder Outlook verlassen zu müssen. Office-Nutzer könnten Teilaufgaben aus den Bereichen Personalwesen, Zeit- und Projekt-Management, Budget-Kontrolle oder Kundenverwaltung übernehmen. SAP-Funktionen sollen beispielsweise über spezielle "Smart Panes" in Outlook zugänglich sein. Daten, etwa vom Adressbuch der E-Mail- und Kalender-Software können mit Informationen aus der Personalakte des ERP-Systems ergänzt beziehungsweise synchronisiert werden. Erste Ergebnisse aus dem Mendocino-Projekt sollen Ende des Jahres für Early Adopters auf den Markt kommen. Die Anwender benötigen dafür mySAP ERP 2004 beziehungsweise Office 2003.

Auch Microsoft will den Anwendern seiner Business-Applikationen künftig eine überarbeite Benutzerschnittstelle anbieten. Die erst seit kurzem unter dem Markennamen "Dynamics" zusammengefassten Produkte aus dem eigenen Haus sowie von übernommenen Firmen wie Great Plains und Navision sollen sich stärker an einzelne Rollen im Unternehmen anpassen lassen. So könnte es künftig spezielle User Interfaces für Lohnbuchhalter oder Lagerverwalter geben.