Mobiler Internet-Zugang treibt Handy-Markt

Anbieter stellen die Weichen in Richtung dritte Mobilfunkgeneration

10.03.2000
HANNOVER (ave) - Der deutsche Mobilfunkmarkt brummt wie nie zuvor - angetrieben wird diese Entwicklung zusehends durch den Internet-Zugang via Handy. Netzbetreiber wie E-Plus und T-Mobil nutzten die CeBIT, um Neuigkeiten in diesem Bereich vorzustellen.

Ungefähr 30 Prozent der Deutschen kommunizieren via Handy. Kai-Uwe Ricke, Vorstandsvorsitzender der vor kurzem gegründeten T-Mobile International AG, geht jedoch davon aus, dass dieser Wert binnen sechs Monaten auf über 40 Prozent steigen wird. Zunehmend gewinnen dabei neben der klassischen Telefonie Dienste wie Short Message Service (SMS) an Bedeutung. Mit dem Wireless Application Protocol (WAP) und Verfahren wie General Packet Radio Service (GPRS) soll das Internet Einzug auf Handys und anderen mobilen Informationsgeräten halten und nach dem Willen der Anbieter eine wahre Kommunikationsrevolution einläuten.

Klaus Thiemann, Geschäftsführer des Mobilfunkanbieters E-Plus, ist überzeugt, dass die mobile Internet-Nutzung schon bald den klassischen Web-Zugang via stationären PC überrunden wird. Der Manager sieht eine regelrechte "Welle des Phone-Surfing" auf die Deutschen zurollen. Mit dem Verfahren High Speed Mobile Data (HSMD), das viermal schnellere Datenübertragungen im Mobilfunk ermöglicht, will E-Plus dieser Entwicklung begegnen. Zum Ende des Jahres, so Thiemann, soll GPRS die Dienstepalette ergänzen. Mit diesem Verfahren sind in der ersten Ausbaustufe Datenübertragungsraten von etwa 50 Kbit/s möglich, über 100 Kbit/s sind technisch machbar.

Das Internet in der WestentascheErgänzend hierzu hat der Anbieter die Erweiterung seiner Internet-Strategie bekannt gegeben. Künftig will das Unternehmen auch als Internet-Service-Provider auftreten und jegliche Art des mobilen und festnetzgestützten Internet-Zugangs unterstützen. So soll es möglich sein, mit nur einem Account sowohl via Handy als auch über den PC im Web zu surfen. Auch will E-Plus in Zukunft die Inhalte nicht trennen, sondern über eine Portal-Site für beide Zielgruppen gemeinsam zugänglich machen.

Bereits im Sommer will Konkurrent T-Mobil ein flächendeckendes GPRS-Netz in Betrieb nehmen, um dem Trend zur Verschmelzung von Handy und Internet Rechnung zu tragen. Die Zukunft der mobilen Kommunikation gehört nach Meinung der Telekom dem Nachfolgeverfahren Universal Mobile Telecommunications System (UMTS). "Wir stellen uns der Herausforderung und werden in diesem Sommer definitiv zu den Bietern für eine Lizenz gehören", unterstrich Ricke.

Das Thema WAP nimmt T-Mobil ebenfalls ernst: Sowohl für Privat- als auch für Firmenkunden will das Unternehmen entsprechende Dienstleistungen anbieten. In Zusammenarbeit mit der Direkt Anlage Bank präsentierte der Anbieter auf der CeBIT Realtime-Brokerage und Sekundenhandel via WAP. Weitere Anwendungen, etwa um mit dem Handy Waren oder Dienstleistungen zu bezahlen, befinden sich in Vorbereitung. Laut René Obermann, dem Nachfolger von Ricke bei T-Mobil in Deutschland, sollen Location-based Services dabei eine wichtige Rolle spielen: "Der Kunde hat mit WAP das Internet in der Westentasche und bekommt von uns und unseren Partnern die Informationen und Angebote aus der Region, in der er sich gerade aufhält."