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Anbieter rufen auf der CeBIT die Kommunikationsrevolution aus

24.02.2000
Mobiler Internet-Zugang treibt Handy-Markt

HANNOVER (COMPUTERWOCHE) - Der deutsche Mobilfunkmarkt brummt wie nie zuvor - angetrieben wird diese Entwicklung zusehends durch den Internetzugang via Handy. Anbieter wie E-Plus, T-Mobil und Lucent Technologies nutzten die CeBIT, um Neuigkeiten in diesem Bereich vorzustellen.

Ungefähr 30 Prozent der Deutschen nutzen bereits die Möglichkeiten der mobilen Kommunikation via Handy. Kai-Uwe Ricke, Vorstandsvorsitzender der vor kurzem gegründeten T-Mobile International AG, geht jedoch davon aus, dass dieser Wert binnen sechs Monaten auf über 40 Prozent steigen wird. Zunehmend gewinnen dabei neben der klassischen Telefonie Dienste wie Short Message Service (SMS) an Bedeutung. Mit dem Wireless Application Protocol (WAP) und Verfahren wie General Packet Radio Service (GPRS) soll das Internet Einzug auf Handys und anderen mobilen Informationsgeräten halten und nach dem Willen der Anbieter eine wahre Kommunikationsrevolution einläuten.

Klaus Thiemann, Geschäftsführer des Mobil-funkanbieters E-Plus, ist überzeugt, dass die mobile Internet-Nutzung schon bald den klassischen Web-Zugang via stationären PC überrunden wird. Der Manager sieht eine regelrechte "Welle des Phone-Surfing" auf die Deutschen zurollen. Mit dem Verfahren High Speed Mobile Data (HSMD), das viermal schnellere Datenübertragungen als normalerweise im Mobilfunk verfügbar ermöglicht, will E-Plus dieser Entwicklung begegnen. Zum Ende des Jahres, so Thiemann, soll GPRS die Dienstepalette ergänzen. Mit diesem Verfahren sind in der ersten Ausbaustufe Datenübertragungsraten von etwa 50 Kbit/s möglich, über 100 Kbit/s sind technisch machbar.

Ergänzend hierzu hat der Anbieter auf der CeBIT die Erweiterung seiner Internet-Strategie bekannt gegeben. Künftig will das Unternehmen auch als Internet-Service-Provider (ISP) auftreten und jegliche Art des mobilen und festnetzgestützten Internet-Zugangs unterstützen. So soll es möglich sein, mit nur einem Account sowohl via Handy als auch über den PC im Web zu surfen. Auch will E-Plus die Inhalte nicht trennen, sondern über eine Portal-Site gemeinsam zugänglich machen. Thiemann hofft, die Kundenbasis seines Unternehmens von derzeit drei Millionen bis zum Jahresende auf sieben Millionen ausbauen zu können.

Dabei wird T-Mobil, nach Vodafone/Mannesmann die derzeitige Nummer zwei im deutschen Mobilfunkmarkt, nicht tatenlos zusehen. Die Telekom-Tochter gab in Hannover ebenso wie E-Plus weitere Tarifsenkungen bekannt. Bereits im Sommer will T-Mobil ein flächendeckendes GPRS-Netz in Betrieb nehmen, um dem Trend zur Verschmelzung von Handy und Internet Rechnung zu tragen. Die Zukunft der mobilen Kommunikation gehört nach Meinung der Telekom jedoch dem Nachfolgeverfahren Universal Mobile Telecommunications System (UMTS). "Wir stellen uns der Herausforderung und werden in diesem Sommer definitiv zu den Bietern für eine Lizenz gehören", unterstrich Ricke.

Das Thema WAP nimmt T-Mobil ebenfalls ernst: Sowohl für Privat- als auch für Firmenkunden will das Unternehmen entsprechende Dienstleistungen anbieten. In Zusammenarbeit mit der Direkt Anlage Bank präsentierte der Anbieter auf der CeBIT Realtime-Brokerage und Sekundenhandel via WAP. Weitere Anwendungen, etwa um mit dem Handy Waren oder Dienstleistungen zu bezahlen, befinden sich in Vorbereitung. Laut René Obermann, dem Nachfolger von Ricke bei T-Mobil in Deutschland, sollen Location-based Services dabei eine wichtige Rolle spielen: "Der Kunde hat mit WAP das Internet in der Westentasche und bekommt von uns und unseren Partnern die Informationen und Angebote aus der Region, in der er sich gerade aufhält."

Um für die Aufgaben der Zukunft gerüstet zu sein, baut die Telekom ihre Netzinfrastruktur weiter aus. Sie hat Lucent Technologies damit beaufragt, auf Basis von Dense Wave Division Multiplexing (DWDM) ein Hochleistungs-Glasfasernetz aufzubauen, das mit Übertragungsraten von 2,5 und 10 Gbit/s arbeiten soll. Hans Huber, der Vorsitzende der Geschäftsführung von Lucent in Deutschland, Österreich und der Schweiz, nannte das Netz eine "bedeutende Zukunftsinvestition", die wegen der gegenwärtigen "Kommunikationsrevolution" erforderlich sei. Anbieter wie Lucent profitieren davon: Der Auftrag wird dem Unternehmen über die nächsten zwei bis drei Jahre mehrere hundert Millionen Mark in die Kassen spülen.