Keine einheitliche Regelung in Sicht

Anbieter grübeln über die Kosten und Abrechnungsmodi beim ASP

07.01.2000
SAN FRANZISKO (IDG) - Am Vorabend des erwarteten Booms beim Application-Service-Providing (ASP), dem Mieten von Software über das Internet, macht sich bei den Anbietern Unruhe breit. Es ist ihnen bisher nicht gelungen, die für sie entstehenden Betriebskosten einzuschätzen sowie den optimalen Abrechnungsmodus für die Dienstleistungen zu finden. Auch hat kaum jemand ein umfassendes Portfolio parat.

Mehr Fragen als Antworten waren auf der Konferenz "ASP Summit" zu vernehmen, zu der sich dieser Tage Anbieter, Hersteller und Analysten in San Franzisko eingefunden hatten. Vor allem sind es finanzielle Sorgen, die die noch junge Branche umtreiben. So warnte Rich Caruso, President für den ASP-Markt beim Carrier Nortel Networks, die Teilnehmer davor, sich mit dem Geldverdienen zuviel Zeit zu lassen. "Die Margen beim ASP sind gering. Deshalb muß das Angebot schon im nächsten Jahr profitabel sein, oder es wird kein Wachstum mehr geben."

Dem stimmt auch John McCrory, Chief Executive Officer beim ASP Applicast aus Colorado, bei. Hinzu komme, daß ein Unternehmer nicht nur die Anschaffungskosten für die Infrastruktur kalkulieren müsse, die sich schon für einen relativ kleinen Shop mit 30 Servern und einer leistungsstarken Internet-Verbindung auf mindestens 72 000 bis 158 000 Dollar belaufen. Vielmehr seien diese Kosten erst der Anfang und würden von den späteren Ausgaben für Service und Kundenbetreuung noch übertroffen.

Kopfzerbrechen bereitet der Branche auch die Suche nach der passenden Abrechungsmethode für die Benutzung ihrer Systeme, da sich die Messung und Überwachung des Netzverkehrs als schwierig erweist. Hilfestellung bietet hier eine wachsende Zahl von Anbietern entsprechender Meßwerkzeuge für ASPs wie Narus aus dem kalifornischen Redwood City oder Erogo aus Anaheim. Dabei wird mit Hilfe der Tools nur der tatsächliche Gebrauch (Transaktionen) der Mietsoftware registriert und der Buchhaltung übermittelt. Vorteile dieses Verfahrens sind eine Kontrolle der Quality of Service sowie die Möglichkeit, je nach genutzter Anwendung individuelle Abrechnungsmodalitäten festzulegen. Allerdings kann der Kunde die laufenden Ausgaben schwerer abschätzen. Daher widersprechen manche ASPs wie Usinternetworking aus Annapolis diesem Ansatz. Sie halten feste Grundgebühren für den richtigen Weg, da dann die Kosten klar vorhersehbar und Kunden so eher bereit sind, sich längerfristig an den Dienstleister zu binden.

Allerdings ist zu bezweifeln, so CEO McCrory, dass ein ASP künftig alle Kundenanforderungen abdecken kann. "Die meisten Anbieter werden sich auf einige wenige Gebiete spezialisieren." Für Unternehmen, die einen Teil ihrer IT mit ASPs outsourcen wollen, würde dieses Szenario bedeuten, dass sie sich künftig für bestimmte gewünschte Funktionen mit einer ganzen Reihe von Nischenanbietern auseinander setzen müssten oder überhaupt nur einzelne Anwendungen anmieten könnten. Für letztere stünden etwa Hersteller wie Oracle bereit, das mit seinem ASP-Service "Oracle Business Online" nur die eigenen Produkte offeriert.

Doch auch Branchenriesen wie Oracle und Microsoft haben mittlerweile eingesehen, dass sie nicht alle von den Kunden gewünschten Anwendungen bieten können. So gab Tod Nielsen, Microsofts Vice-President of Developer Marketing, am Rande der Konferenz bekannt, mit dem Erzrivalen kooperieren zu wollen: Wir wollen zusammen mit Oracle neue Rechenzentren einrichten", sagte Nielsen und fügte als Begründung hinzu, dass ASPs sich nicht mit Kompatibilitätsproblemen zwischen Produkten von Microsoft und Oracle herumschlagen müssen dürften. Tatsächlich jedoch kann die Gates-Company die erwartete hohe Nachfrage an Unternehmenssoftware nicht decken und muß sich deshalb mit Anbietern wie Oracle verständigen. "Die Treiber des ASP-Marktes werden keine Büropakete mit Werkzeugen für die persönliche Produktivität sein", glaubt Nielsen.