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Analysten skeptisch gegenüber Terra-Lycos-Merger

18.05.2000
Aktien von Terra und Lycos sinken

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Nach der zunächst positiven Beurteilung des Mergers von Terra Networks und Lycos haben Finanzanalysten inzwischen Bedenken angemeldet. Probleme sehen sie vor allem in der anstehenden Integration der unterschiedlichen Management-Teams sowie der drei betroffenen Kulturbereiche. Durch die Fusion des spanischen Internet-Providers mit dem US-Portal Lycos müssen europäische, US-amerikanische sowie südamerikanische Mitarbeiter und Manager unter einen Hut gebracht werden. Die Investment-Firmen Jeffries & Co., UBS Warburg und ABN-Amro haben ihre Ratings für Lycos von "kaufen" auf "halten" korrigiert. Andere wollen ebenfalls neue Ratings herausgeben.

Die Lycos-Aktie verlor daraufhin 15,01 Dollar und notierte zum gestrigen Börsenschluss bei 57,6 Dollar. Terra wiederum büßte an der Nasdaq zwölf Prozent seines Wertes ein und schloss bei 47 Dollar. Sollte der Aktienwert des spanischen Internet-Providers weiter sinken, erhalten die Lycos-Anleger bei der Fusion weniger Geld für ihre Anteile. Bislang will Terra Analysten zufolge 97,55 Dollar für jede der 128 Millionen Lycos-Aktien bezahlen - aber nur, wenn die Terra-Anteile einen Wert von rund 45 bis rund 68 Dollar besitzen. Sollte das Papier unter diese Grenze sinken, werde Terra nicht mehr als 2,1 seiner Anteile gegen jede Lycos-Aktie eintauschen. Steigt die Terra-Aktie über die 68 Dollar, sollen für jedes Lycos-Papier nur zirka 1,4 Terra-Anteile ausgegeben werden.

Ohne Auswirkung auf den Aktienkurs blieb das gute Geschäftsergebnis, das Lycos für sein drittes Fiskalquartal vorlegte. Das Portal erwirtschaftete einen Nettogewinn von 122,4 Millionen Dollar oder 1,05 Dollar je Aktie, der von außergewöhnlichen Einkünften aus Investitionen in Höhe von 270,2 Millionen Dollar begünstigt worden war. Ein Jahr zuvor schrieb Lycos noch einen Nettoverlust von 13,2 Millionen Dollar. Der operative Profit belief sich im abgelaufenen Berichtszeitraum auf 7,9 Millionen Dollar oder sieben Cent je Aktie und lag damit um zwei Cent über den Analystenprognosen. Der Umsatz stieg von 35,8 Millionen Dollar im Vorjahr um über 100 Prozent auf 78,6 Millionen Dollar.