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Analysten sehen schwarz für Online-Marktplätze

26.05.2000
Old Economy lacht sich ins Fäustchen

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Die Mehrheit der Internet-Marktplätze im Bereich Business-to-Business (B2B) wird innerhalb der nächsten zwei Jahre scheitern und von der Bildfläche verschwinden. Zu dieser finsteren Prognose kamen Analysten und E-Commerce-Manager auf der Konferenz der Association of Strategic Alliance Professionals Summit (ASAP), die derzeit von Andersen Consulting, Lucent Technologies und Unisys in San Franzisko ausgerichtet wird. Die wesentlichen Gründe für den Misserfolg der Online-Marktplätze liegen nach Ansicht der Analysten zum einen darin, dass Kartelluntersuchungen die Inbetriebnahme behindern und verzögern werden. Zum anderen bestehe die Gefahr, dass E-Commerce-Firmen und deren Kunden sich gegenseitig die IT-Spezialisten abjagten.

Zwar werde derzeit viel Wind um immer neue Handelsplattformen gemacht, von allen in den vergangenen zwölf Monaten angekündigten Online-Marktplätzen sind jedoch 85 Prozent noch nicht ans Netz gegangen. Barbara Babcock, President of E-Business-Services bei Unisys, bezweifelt, dass die meisten Unternehmen die 18- bis 24-monatige Planungsphase überhaupt überstehen. Dieser rund zweijährige Prozess sei so chaotisch, dass Mitarbeiter in Scharen abspringen würden. Eine weitere Analysten-Prognose untermalt die Kassandrarufe der E-Commerce-Experten: Von rund 400 öffentlich gehandelten Internet-Firmen werden in diesem Jahr nur zwölf Profit abwerfen.

Letztendlich werden sich die Unternehmen der Old Economy ins Fäustchen lachen, so die Meinung einer Analystin von Goldman Sachs. Sie hätten gute Chancen, IT-Experten in ihre eigenen B2B-Einheiten zu locken, weil sie statt mit dem vagen Versprechen auf Aktienoptionen sofort mit hohen Gehältern aufwarten könnten. Im Extremfall wäre es sogar möglich, dass die alten Industriegrößen die B2B-Provider schlichtweg aufkaufen. "Das Imperium hat zurückgeschlagen", lautet das Urteil der E-Commerce-Analystin.