Analysten sehen keinen Durchmarsch einzelner Anbieter IDC: Microsoft muss zwischen Heim- und Profimarkt waehlen

13.05.1994

FRANKFURT/M. (CW) - Als "Defacto-Monopolisten" der vergangenen Dekade bezeichnete David Moschella, Senior Vice-President des Marktforschungsunternehmens IDC, die PC-Groessen Microsoft, Intel und Novell. Sie haetten ueber Jahre eine Marktmacht repraesentiert, die nun langsam zu broeckeln beginne.

Microsoft stehe an einem Scheideweg, fuehrte Moschella auf der diesjaehrigen "IDC Briefing Session" in Frankfurt aus. Die alleinige Dominanz im Desktop-Markt sei kaum aufrechtzuerhalten, weil der Markt sich immer weiter auffaechere. PCs stuenden nicht nur in immer mehr Haushalten, sie dienten inzwischen auch als Plattform fuer die professionelle Informationsverarbeitung in den meisten Unternehmen.

Bei Profianwendern muesse sich Microsoft mit Wettbewerbern wie IBM, Oracle, Computer Associates, Lotus oder Novell messen. Den Home- Anwenderbereich haetten derweil grosse internationale Medienkonzerne ins Auge gefasst - Spezialisten der Consumer-Electronic, die fuer kuenftige Anforderungen technisch und von der Kapitalausstattung her gut geruestet seien.

Dieser fuer Microsoft nicht allzu guenstigen Prognose schloss sich Edward O'Hara an, Managing Director Nordic and Central Region bei IDC. Der Analyst sieht die Zukunft der Erfolgs-Company aus Redmond weniger im professionellen als im Heimanwendermarkt. Windows NT werde sich 1994 und 1995 wohl nur schleppend verkaufen. Je schneller die Unix-Kriege beendet wuerden und die COSE-Initiative mit ihrer Arbeit vorankomme, desto geringer die Chancen fuer NT. Auch bei der Middleware kaempfe Microsoft nicht gegen einzelne Hersteller, sondern gegen ganze Konsortien.

Die professionelle Informationsverarbeitung, so zeigte sich auch auf der IDC-Veranstaltung, wird derzeit vom Thema Client-Server beherrscht. O'Hara schockte sein Publikum mit der Bemerkung, dass mehr als die Haelfte aller Client-Server-Projekte fehlschlage. Dennoch sei das Anwenderinteresse aussergewoehnlich gross.

Von Client-Server verspraechen sich die Unternehmen einer Untersuchung der Marktforscher zufolge effizientere Geschaeftsablaeufe und eine groessere Produktivitaet der Anwender. Weitere Gruende fuer die Einrichtung entsprechender IT-Architekturen seien die Integration vorhandener Plattformen, Kosteneinsparungen, die Verbesserung des Kundenservice sowie die schnellere und unkompliziertere Entwicklung besserer Anwendungen.

Ueber neueste Tendenzen im PC-Markt referierte der Kronberger Research-Analyst Heinz Unland. Damit sich der Power-PC auf breiter Front durchsetze, so Unland, muessten verschiedene beguenstigende Faktoren eintreten. Dazu sei etwa eine sehr spaete Auslieferung des P6-Zukunftsprozessors von Intel zu zaehlen. Ausserdem muesse es Apple gelingen, Macintosh-Anwendern bei der Migration auf die Power-PC- Architektur schnell und effektiv zu unterstuetzen.

Schwierig werde es fuer die neue Prozessorarchitektur von IBM, Apple und Motorola vor allem dann, wenn sich die IBM bei der Vermarktung des Power-PCs zurueckhalte. Als einziger Anbieter, der ein Power-PC-System offeriere, habe Apple nur geringe Chancen.