Führt die Hardware des Kleinrechners in eine Sackgasse?

Analysten fordern Portierung des Palm-OS auf andere Plattformen

14.04.2000
SANTA CLARA (IDG) - Lange Zeit wurde sie als Technologieschmiede gelobt - mittlerweile bewerten Analysten die Zukunftsaussichten der Palm Inc. eher zurückhaltend. Sie bemängeln, dass Palm an der Motorola-Hardwareplattform festhält und sein Betriebssystem "Palm-OS" nicht auf neuere, schnellere Architekturen portiert.

Es war die Erfolgsstory schlechthin. Innerhalb kürzester Zeit war es 3Com gelungen, mit dem "Palm" den Markt für Personal Digital Assistants (PDAs) zu erobern und die Windows-CE-basierte Konkurrenz in die Schranken zu weisen. Beflügelt vom Erfolg dieses Geschäftsbereichs, brachte 3Com die Division als Palm Inc. an die Börse. Das Erfolgsrezept der kleinen Handhelds war ebenso einfach wie genial: Man nehme einen Spezialprozessor wie Motorolas "Dragonball" und programmiere darauf ein schlankes und schnelles Betriebssystem in einer maschinennahen Sprache.

Genau diese Vorgehensweise, so die Meinung zahlreicher Analysten, könnte sich jetzt als Pferdefuß der Erfolgsstory entpuppen. Durch die starke Fokussierung auf eine spezifische Hardwareplattform ist nämlich die Portierung auf andere Prozessoren nicht ganz trivial. Um jedoch den weiteren Erfolg des Palm-OS zu gewährleisten, so die Analystengemeinde weiter, sei eine Portierung auf die Chips von ARM Holdings Ltd. oder Mips Technologies Inc. unumgänglich. Diese Prozessoren sind nämlich, wie der Analyst und Mitautor des "Embedded Processor Report" Tom Halfhill erklärt, schneller als die aktuellen Dragonball-Prozessoren, die nur eine Taktrate von 33 Megahertz besitzen und damit auf eine Leistung von 5,4 Millionen Instruktionen pro Sekunde (MIPS) kommen. "Zudem verbrauchen beispielsweise die ARM-Prozessoren weniger Strom als die Motorola-Chips", preist Halfhill die weiteren Vorzüge der Dragonball-Konkurrenz.

Entsprechend beliebt sind diese Bauteile bei den Herstellern mobiler Endgeräte. Nokia verwendet etwa die ARM-CPU bei seinen Smartphones. Um intelligente Handys zu entwickeln, die das populäre Palm-OS verwenden, schloss Nokia im Oktober letzten Jahres ein Abkommen mit Palm. Im Rahmen dieser Vereinbarung verpflichtete sich die Handheld-Company, ihr Betriebssystem auf die ARM-Plattform zu portieren. Von einer Umsetzung ist bislang jedoch wenig zu sehen, weshalb Halfhill vermutet, "dass die Portierung des Assembler-Codes wohl doch schwieriger ist als angenommen".