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Analysten: Dell hat Schwierigkeiten im europäischen KMU-Bereich

17.02.2003

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Obwohl Dell im vierten Quartal erneut auftrumpfen konnte, zweifeln Analysten, dass der Direktvermarkter seine Wachstumsziele in Europa problemlos einhalten kann. Sie rechnen mit einem heftigen Widerstand der Konkurrenz, insbesondere im wichtigen KMU-Segment. So gehen die Marktbeobachter davon aus, dass das Direktvertriebsmodell, mit dem Dell zum Marktführer in Großbritannien und den USA aufstieg, von kleinen und mittleren Unternehmen in Kontinentaleuropa kaum angenommen wird. Kleine Firmen wollen beim Händler um die Ecke einkaufen, erklärte Gartner-Dataquest-Analyst Brian Gammage. Er rechnet außerdem damit, dass HP dem texanischen Konkurrenten einen gewaltigen Strich durch die Rechnung machen werde. So sei der mit Compaq fusionierte Konzern Marktführer und weise ein besseres Geschäftsmodell als Dell auf. Damit, so schätzt Gammage, sei es dem

Konzern möglich, seine Produkte nur etwas teuer als der Direktvermarkter zu verkaufen und trotzdem Gewinne zu schreiben. "HP hat die Effizienz der Vertriebswege in den letzten Jahren enorm gesteigert und Dell damit Vorteile geraubt", erklärte der Gartner-Analyst.

Paul Bell, President von Dell EMEA, bezeichnete diese Feststellung als puren Unsinn. Tatsache sei vielmehr, dass Dells Geschäft mit kleinen Firmen schneller wachse als das mit Großkunden, konstatierte Bell: "Bei einem Blick auf die Marktanteile ist es schwer, uns schwindende Wettbewerbsvorteile nachzusagen". Dem Topmanager zufolge konnte Dell im aktuellen Berichtsquartal die Absatzzahlen in der Region gegenüber dem Vorjahrezeitraum um 18 Prozent steigern. Dabei habe der Absatz von Speicherhardware und Servern sogar um 80 beziehungsweise 30 Prozent zugelegt, so Bell. Und obwohl Dell erst in den letzten vier bis fünf Jahren den Mittelstand in Europa ernsthaft in Angriff genommen habe, sei das Geschäft kräftig am Wachsen.

Laut IDC-Schätzung war HP 2002 in der EMEA-Region (Europa, Mittlerer Osten und Afrika) PC-Marktführer mit einem Marktanteil von 20 Prozent, gefolgt von Dell mit 10,1 Prozent und Fujitsu-Siemens mit 7,7 Prozent aller verkauften Computer. (mb)