Mit neuen PCs macht IBM einen wesentlichen Schritt zur Mikro-Mainframe-Kopplung, doch:

Analysten beurteilen 3270/370-PCs zwiespältig

11.11.1983

MÜNCHEN (rs) - Unterschiedliche Reaktionen rief die Ankündigung der beiden neuen IBM-PC-Modelle 3270 und XT/370 hervor. Mit der Einführung beider Modelle hat IBM nach Ansicht verschiedener Marktbeobachter seinen Segen zur Mikro-Mainframe-Kopplung gegeben. Davon habe die Mikroindustrie zwar schon immer lern geredet, es aber bisher nur selten verwirklicht. "Für Unternehmen wie Tandy, Cromemco, Fortune und Apple", prophezeit beispielsweise George Colony von Forrester Research, Cambridge/Massachusetts, "bleiben jetzt nur noch die Krümel, die IBM übrigläßt."

US-Marktforscher sehen, nicht zuletzt hervorgerufen durch die IBM-Ankündigung, eine verstärkte Nachfrage nach Kommunikationsmöglichkeiten zwischen Mikros und Mainframes voraus. .,Wir werden uns damit näher befassen müssen", kommentiert Richard Hannes, Vice-President der New Business Division der Informatics General Corporation. Die Anwender könnten ferner mit Mikrocomputer-Software, integriert in Großrechnerpaketen, sowie mit Anwendungen rechnen, die die "sieben Fenster" des 3270-PC nutzen.

Als Benchmark-Kriterium versteht John Landry, Senior Vice-President der McCormack & Dodge Corp., Natick/Massachusetts, die Möglichkeit, .ein Mainframe-Betriebssystem für 8600 Dollar auf einem Mikro laufen lassen zu können". "Unsere Mitbewerber und wir", gibt Landry zu, "sehen jetzt etwas besorgter auf CMS."

Die jüngsten IBM-Ankündigungen bewerten einige Analysten denn auch als ,.Meilenstein" auf dem Weg zur Mikro-Mainframe-Verbindung: "Die neuen Produkte", so Thomas O'Flaherty, Mitarbeiter des Beratungsunternehmens Input Inc., Mountain View/Kalifornien, "bringen die vom Anwender gewünschte Funktionalität, nachdem zunächst nur die anwenderunfreundliche PC-DOS-Software in einer Mainframe-Umgebung lief."

Nicht sonderlich beeindruckt von den IBM-Ankündigungen zeigt sich Brian Boyle von Gnostic Concepts in Menlo Park/Kalifornien: .,Es war ein guter Marketing-Schachzug, eine gute Idee und zielt in die Richtung, die die Entwicklung nehmen wird. Die Technik aber gibt es längst.

Ganz andere Schlüsse glaubt Colony von Forrester Research aufgrund einer Umfrage bei 2000 Managern ziehen zu können, nach der rund 85 Prozent der Befragten Mikro-Mainframe-Kommunikation wünschten. "Kommunikation", folgert Colony, "ist der Schlüssel zum Personal-Computer-Markt. Die Tage der Stand-alone-Rechner sind gezählt."

Mit der jetzt von Big Blue vorgestellten Mikro-Mainframe-Kommunikation sei "das Spiel für Apple aus", meint der Marktforscher. Diese Kommunikationsmöglichkeiten sind es nach Ansicht Colonys, die die Manager von ihren Personal Computern verlangten. Hier werde Apple die Hauptschwierigkeiten haben. Dem widerspricht Charles Lecht Analyst und Chef der Lecht Science: Er sieht das Unternehmen mit seiner werblich hochgepuschten Lisa noch "im Spiel". "Nur wenn Apple mit Lisa stehenbleibt", prognostiziert der Marktforscher, "hat IBM gewonnen."