An der Wall Street stuerzten die Kurse der Technologieaktien ab

28.07.1995

Von Arnd Wolpers*

In der vergangenen Woche verkuendete der US-Notenbank-Chef Allan Greenspan: "Die Anzeichen deuten darauf hin, dass wir (in bezug auf die Gefahr einer Rezession, Anm. d. Autors) das maximale Risiko hinter uns haben." Die Teilnehmer am Aktienmarkt interpretierten diese Aussage dahingehend, dass sich die US-Konjunktur besser als allgemein erwartet entwickelt und Zinserhoehungen durch die US- Notenbank unwahrscheinlich geworden sind.

Diese Erkenntnis fuehrte zu einer nachhaltigen Wende an den US- Anleihemaerkten. Vor allem die Renditen langlaufender Anleihen zogen spuerbar an. Da mit steigenden Zinsen haeufig fallende Aktienkurse einhergehen, kam es an der Wall Street nach dem starken Anstieg der Boersenwerte in den vergangenen Monaten nun zu Gewinnmitnahmen. Besonders heftig wurden dabei die Technologienotizen gebeutelt. Gerade sie waren in den letzten Monaten von den institutionellen und privaten Anlegern stark nachgefragt worden. Es traten unerfreuliche Begleiterscheinungen bei der Abwicklung auf. Die Kapazitaeten wurden ueberfordert, Ausfuehrungen konnte nur verspaetet umgesetzt werden, die Vorgaenge erinnerten stark an die Crash-Tage im Oktober 1987.

An einem einzigen Tag brach der Computer- und Technologie-Index der American Stock Exchange (Amex Technology) in der Spitze um ueber 20 Prozent ein. Vergleicht man die Schlusskurse vom Dienstag, dem 18. Juli 1995, mit den Tiefststaenden vom Donnerstag, dem 20. Juli 1995, so buessten beispielsweise Microsoft 13,5 Prozent, IBM fuenf Prozent und Intel 16,6 Prozent ein. Zu den groessten Tagesverlierern am 19. Juli 1995 gehoerten Seagate, Cisco, Informix, Sun Microsystems, Compaq, Texas Instruments, National Semiconductors und Apple. Nur unterdurchschnittliche Kursverluste traten bei Unisys, Tandem, Sybase, AMD und Cyrix auf.

Hauptgrund fuer die scharfe Korrektur der Technologiewerte war die mehrere Wochen andauernde Ralley in diesem Sektor. Auch wenn der Bereich zunaechst technisch angeschlagen bleiben duerfte und es immer wieder zu Gewinnmitnahmen kommen wird, sind die fundamentalen Aussichten weiterhin positiv. Der Anteil der Wertschoepfung des Technologiebereichs am US-Bruttoinlandsprodukt wird konservativen Schaetzungen zufolge von zur Zeit etwa acht Prozent bis zur Jahrtausendwende auf ungefaehr 13 Prozent klettern.

* Arnd Wolpers ist Geschaeftsfuehrer der Vermoegensverwaltungsgesellschaft CMW GmbH in Muenchen. Die hier veroeffentlichten Informationen beruhen auf Quellen, die wir fuer vertrauenswuerdig und zuverlaessig halten. Trotz sorgfaeltiger Quellenauswahl und -auswertung koennen wir fuer die Vollstaendigkeit, Genauigkeit und inhaltliche Richtigkeit der Angaben eine Haftung nur insoweit uebernehmen, als grobe Fahrlaessigkeit oder Vorsatz Haftung begruenden. Jede darueber hinausgehende Haftung wird ausgeschlossen. Fuer Angaben Dritter uebernehmen wir kein Obligo, Aktienanlagen sind durch staerkere Kursschwankungen gekennzeichnet.