Amstrad von eigener Lawine überrollt:Kunden klagen über Billig-PC

06.02.1987

MÜNCHEN (CW) - Amstrad, der Newcomer unter den PC-Anbietern, scheint dem Ausmaß der selbstgeschaffenen Nachfrage nicht immer gewachsen zu sein. Während die Auftragseingänge steil ansteigen, häufen sich auch die Klagen über lange Lieferzeiten und defekte Geräte.

So hat beispielsweise einem Bericht des internationalen CW-Network zufolge die britische Einzelhandelskette Ryman ihre Bestellungen für die Version mit 10-MB-Harddisk storniert. Grund: Die Wartezeiten schienen den Ryman-Managern unzumutbar lange. Dem scheint eine Fehlkalkulation seitens Amstrad zugrunde zu liegen. Bei der Ankündigung des Gerätes im September schätzte das Unternehmen den Anteil der Festplatten-PCs am gesamten Auftragseingang auf etwa 10 Prozent. Derzeit lauten jedoch 55 Prozent der Order auf eine solche Maschine.

Da Amstrad in Fernost keinen Hersteller auftreiben konnte, der die Festplatten direkt zur Montagestätte nach Südkorea geliefert hätte, mußte auf eine Notlösung zurückgegriffen werden: Die Geräte werden in Korea vormontiert, nach einer Amstrad-Niederlassung in Essex, England, verschifft, dort wieder ausgepackt und mit den von Tandon gelieferten Winchesterlaufwerken bestückt. Industriekreise halten einen Zusammenhang zwischen diesem Hau-Ruck-Verfahren und häufigen Klagen von Anwendern über defekte Festplatten oder fehlerhafte Verbindungskabel für wahrscheinlich. Ein Amstrad-Sprecher mochte zu derartigen Problemen keine Stellung beziehen. Immerhin bezieht das Unternehmen wenigstens die Plattencontroller jetzt aus einer wesentlich näherliegenden Quelle, nämlich aus einem Werk der amerikanischen Western Digital im irischen Cork.