Reisebuchungs-Network arrangiert sich mit Ex-Rivalen:

American bei Amadeus im Direktzugriff

26.05.1989

MADRID/FRANKFURT (CW) - Vergangenes Jahr sah es so aus, als müßten die großen Reisebüros mit mehreren der internationalen "Travel Distribution"-Netze Verträge schließen, um auch im Nordamerika-Geschäft bestehen zu können. Ein Arrangement zwischen der 25prozentigen Lufthansa-Tochter Amadeus und USA-Marktführer American Airlines macht dies nun hinfällig.

Auf der Internationalen Tourismusbörse 1988 tobte noch der Kampf der Value-Added-Network-Gesellschaften um den europäischen Reisemarkt. American Airlines (AA) wollte mit ihrem "Sabre"-System in der Alten Welt Fuß fassen. Doch das US-Unternehmen fand nur wenige Reisebüros, die bereit waren, sich zusätzlich zu den unvermeidlichen "Start"-Terminals der deutschen Touristikwirtschaft gegen viel Geld weitere Bildschirme zuzulegen - nicht zuletzt, weil die unterschiedliche Bedienung einen enormen Schulungsaufwand bedeutet hätte. Die Nachfrage nach einer DV-Anbindung an das AA-System war jedoch groß, weil es mit die besten inneramerikanischen Städteverbindungen bietet.

Es ging auch einfacher: American hängte sich jetzt bei Amadeus an und damit in der Bundesrepublik an das Front-end-System Start. Nach Angaben der Amadeus-Marketinggesellschaft in Madrid können nun Reisevermittler in neun europäischen Ländern von 17 500 Terminals aus American-Flüge buchen - und zwar "bis auf den letzten Platz". Mit anderen Worten: die europäischen Expedienten hätten Direktzugriff f auf den Zentralrechner der amerikanischen Gesellschaft. Darüber hinaus sei American über die 15 000 weltweit an Amadeus angeschlossenen Airline-Terminals verfügbar.

American Airlines hatte offenbar keine Wahl: Mit dem auf US-Verhältnisse zugeschnittenen Sabre-Netz wäre hierzulande kaum Geld zu verdienen gewesen. Um die Expansionspläne im Kerngeschäft, der Fliegerei, nicht zu gefährden, mußte der Carrier Allianzen eingehen. Denn auf der hart umkämpften Nordatlantikroute wimmelt es bereits von Konkurrenten, die über Amadeus - einen Quasi-Monopolisten in Deutschland, Frankreich, Spanien und Skandinavien - den Reisebüros einen Direktzugriff auf ihre Buchungssysteme erlauben.