Kein Ende der Halbleiterflaute in Sicht

AMDs Gewinnwarnung dämpft Branchenoptimismus

13.07.2001
MÜNCHEN (CW) - Mit einer massiven Gewinn- und Umsatzwarnung für das zweite Quartal (Ende: 1. Juli) hat Advanced Micro Devices (AMD) der Hoffnung auf eine baldige Erholung des Halbleitermarkts einen Dämpfer verpasst. Zu schaffen machen dem Chiphersteller insbesondere das rückläufige Flash-Speicher-Geschäft sowie der Preiskampf mit Intel.

Angesichts der aktuellen Hiobsbotschaft von AMD sieht es vorerst nicht danach aus, als befände sich der Halbleitermarkt bereits in der Rekonvaleszenz. Mit neuerdings für das zweite Quartal prognostizierten drei bis fünf Cent pro Aktie könnte der Profit im schlimmsten Fall lediglich ein Neuntel der von Analysten erwarteten 27 Cent pro Anteilschein betragen. Im Vergleich zum ersten Quartal (1,19 Milliarden Dollar) rechnet der Chiphersteller zudem mit einem Umsatzeinbruch um 17 Prozent auf 985 Millionen Dollar. Noch im Mai war der Hersteller von einem Rückgang um lediglich zehn Prozent ausgegangen. Die Anleger reagierten prompt, im nachbörslichen Handel fiel das AMD-Papier um 16 Prozent auf 24 Dollar.

Die seit Monaten anhaltende Flaute im Halbleitermarkt rührte nicht zuletzt von Absatzproblemen im PC- und Handymarkt her. Hierbei macht dem Chiphersteller die zaghafte Nachfrage nach Geräten mit Flash-Speichern schwer zu schaffen. AMDs Umsätze stammen zu 35 Prozent aus dem Geschäft mit Flash-Modulen, die unter anderem in Handys, Digitalkameras und Handhelds eingesetzt werden. Nach Einschätzung der Investment-Bank Morgan Stanley erlitt das allgemeine Flash-Business in den ersten drei Monaten des zweiten Quartals gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorquartals einen Rückgang um rund 40 Prozent.

Unter enormen Druck ist der Halbleiterkonzern, der rund 55 Prozent seines Umsatzes über den Verkauf von Chips für PCs erzielt, nach eigenen Angaben jedoch auch durch die aggressive Preispolitik seines Erzrivalen geraten. So hatte Intel Ende April den jüngsten Pentium 4 zum Preis von rund 350 Dollar angekündigt, was etwa der Hälfte des Preises entspricht, die der Marktführer üblicherweise für ein neues Highend-Produkt zu verlangen pflegt. Wie ein AMD-Sprecher gegenüber dem britischen Nachrichtendienst "Computerwire" versicherte, habe man jedoch genug Spielraum für weitere Preissenkungen. So könne man sich niedrige Preise eher für solche Mikroprozessoren erlauben, die ein kleines Die hätten. In diesem Punkt sei AMDs Athlon dem Intel-Pendant Pentium 4 allerdings überlegen.

Eine allgemeine Besserung im Chipmarkt dürfte jedoch noch auf sich warten lassen. Der weltweite Halbleiterumsatz im Mai ist nach Einschätzung der kalifornischen Handelsgruppe Semiconductor Industry Association im Vergleich zum Vorjahr um 20 Prozent auf 12,71 Milliarden Dollar gesunken. Dieser Trend soll noch bis zum dritten Quartal dieses Jahres anhalten. Nach Meinung von Ashok Kumar, Analyst bei Bancorp Piper Jaffray, haben Unternehmen wie AMD die schlimmste Phase der Auftragsstornierungen allerdings bereits hinter sich und können im vierten Quartal wieder langsam aufatmen.