Kommentar

Amdahl auf der Überholspur?

20.02.1998

Früher als angekündigt liefert Amdahl die neue Generation seiner CMOS-basierten Großrechner aus - und das mit einer Einzelprozessorleistung, die noch über dem ursprünglich erwarteten Niveau liegt. Die altehrwürdige Mainframe-Schmiede sieht sich damit der Konkurrenz um eine Nasenlänge voraus. Bei genauerem Hinsehen stellt sich die Situation jedoch anders dar. Amdahl hechelte in jüngster Zeit dem großen Konkurrenten IBM in puncto Einzelprozessor-Performance hinterher. Dies blieb nicht ohne Folgen, wie das Beispiel der Deutschen Krankenversicherungs AG zeigt. Hinzu kommt, daß der Leistungsvorsprung nur von kurzer Dauer sein wird. Schon im Mai 1998 wird Big Blue CMOS-CPUs ankündigen, die die Amdahl-Chips wohl erneut übertreffen werden.

Analysten weisen darüber hinaus auf tiefergehende Probleme bei der Fujitsu-Tochter hin. Im Vergleich zu den goldenen Mainframe-Tagen sei Amdahl heute ein sehr viel stärker fragmentiertes Unternehmen. Große Investitionssummen flössen etwa in den Ausbau des Servicegeschäfts. Die Mainframe-Kundenbasis sei beträchtlich zusammengeschrumpft. Ob die Kalifornier vor diesem Hintergrund im ohnehin schwierigen Großrechnergeschäft wieder Boden gutmachen können, erscheint fraglich.