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Thema des Tages

AMD verliert Geld und Top-Manager

15.07.1999
Thema des Tages

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Der Chiphersteller Advanced Micro Devices (AMD) hat erneut zwei Tief-schläge einstecken müssen: Zum einen endete das zweite Quartal des Geschäftsjahres wie erwartet mit hohen Verlusten, zum anderen verläßt mit Atiq Raza ein hochrangiger Manager völlig überraschend das Unternehmen aus Sunnyvale, Kalifornien.

Neben seinem Amt als President der Firma übte Raza auch die Funktion des Chief Technical Officers (CTO) sowie des Chief Operating Officers (COO) aus. Er hatte erst Anfang Mai des Jahres beide zusätzlichen Positionen übernommen und galt unter Beobachtern als aussichtsreichster Nachfolger des Chairman und Chief Executive Officers (CEO) von AMD, Jerry Sanders, der in rund drei Jahren das Rentenalter erreicht. „Razas Abgang ist ein definitiver Verlust für das Unternehmen“, so Nathan Brookwood, Analyst bei Insight 64. CEO Sanders, dessen Reputation mittlerweile unter Analysten und Investoren umstritten ist, wird die vakanten Ämter übernehmen, bis ein Nachfolger gefunden ist.

Raza nannte „persönliche Gründe“ für den Weggang von AMD, die anhaltend schlechten finanziellen Resultate hätten keinen Einfluß auf seine Entscheidung gehabt. Der Nettoverlust bei AMD für das zweite Quartal betrug 162 Millionen Dollar, umgerechnet 1,10 Dollar pro Aktie. Im vergleichbaren Vorjahreszeitraum bilanzierte AMD noch ein Minus von 64,6 Millionen Dollar. Die Umsätze stiegen in der gleichen Zeitspanne um 13 Prozent von 526,5 auf 595,1 Millionen Dollar. Nicht berücksichtigt sind der einmalige Gewinn von 259 Millionen Dollar durch den Verkauf der eigenen Chip-Division Vantis. Trotz der finanziellen Hiobsbotschaft lag das Unternehmen immer noch besser als die Erwartungen der Wall Street. Analysten hatten mit Verlusten von 1,26 Dollar pro Anteilschein gerechnet.

Der Grund für die finanzielle Misere ist ein anhaltender Preisverfall im Markt für CPUs sowie stetig wiederkehrende Produktions- und Lieferschwierigkeiten bei AMD. Die Verkaufszahlen des „K6“-Mikroprozessors fielen in den ver-gangenen drei Monaten von 4,3 auf 3,7 Millionen Stück, ihr Einzelpreis sank von durchschnittlich 78 auf 67 Dollar. Zwar konnten die Engpässe in den AMD-Fabriken größtenteils behoben werden, verschiedene Großkunden wechselten in dieser Phase jedoch die Seiten zum Rivalen und Marktführer Intel und kehrten nicht zurück.

Wann AMD die Gewinnzone erreicht, hängt stark von der Entwicklung des neuen „K7“-Mikroprozessors ab, den das Unternehmen kürzlich unter dem Namen „Athlon“ auf den Markt brachte (CW-Infonet berichtete). Die CPU, an deren Erfolg letztendlich das Überleben der Firma hängen kann, wird für rund 350 Dollar angeboten. CEO Sanders gestand jedoch ein, daß vor dem vierten Quartal 1999 nicht mit Stückzahlen von einer Million zu rechnen ist. Nach Meinung des Insight-64-Analysten Brookwood wird der Chip AMD in eine bessere Zukunft führen: „Die CPU ist definitiv schneller als alles, was Intel bislang zu bieten hat.“ Damit könnte es der Firma endlich gelingen, aus dem hart umkämpften Segment der Billig-Prozessoren auszubrechen.