Lieferschwierigkeiten wegen voreiliger Präsentation

AMD und Intel überraschen mit Gigahertz-CPUs

17.03.2000
MÜNCHEN (CW) - Beim Rennen um die Gigahertz-Krone geht es vor allem um Prestige. Wohl deshalb haben AMD und Intel deutlich früher als ursprünglich angekündigt und mit nur zwei Tagen Abstand ihre neuen Top-CPUs mit einem Gigahertz Taktfrequenz herausgebracht.

AMD hat es wieder einmal geschafft, sich mit einem neuen Topmodell seines erfolgreichen "Athlon"-Prozessors in Szene zu setzen. Ursprünglich hatten beide Prozessorhersteller ihre 1000-Megahertz-CPUs für die zweite Jahreshälfte angekündigt. Nachdem zunächst AMD überraschend seinen neuen "Athlon 1000" vorgestellt hat, hat Intel zwei Tage später, am Aschermittwoch, eilig mit seinem "Pentium-III-1000"-Pendant nachgezogen. Weder AMD noch Intel können die CPUs allerdings in ausreichenden Stückzahlen liefern. AMD-Kunde Compaq bedient derzeit ausschließlich die US-Kunden, Gateway als zweiter Premiumkunde beliefert momentan nur die USA und Großbritannien.

Ein AMD-Sprecher räumte unterdessen ein, dass erst im April weitere PC-Hersteller mit der begehrten CPU versorgt werden können. Auch Intel kann die Nachfrage nicht annähernd befriedigen. Ein Intel-Sprecher räumte gegenüber der COMPUTERWOCHE ein, dass das Unternehmen beim Pentium III 1000 erstmals öffentlich von "limited quantities" gesprochen habe. Wegen der Knappheit will Intel zunächst nur die großen amerikanischen OEM-Kunden Hewlett-Packard, IBM und Dell beliefern. Deutsche Power-User müssen sich wohl noch etwas gedulden. Von HP-Deutschland beispielsweise war zu hören, dass es noch keine Ankündigung für einen 1000-Megahertz-PC gebe.

Während Intel voreilig seinen neuen Prozessor auf den Markt wirft, bestehen bei der Variante mit 800 Megahertz weiterhin Lieferschwierigkeiten. Zudem klafft derzeit eine Lücke zwischen dem "Pentium III 800" und dem Gigahertz-Modell. Ganz neu ist für Intel, dass man AMD erstmals beim Preis unterbietet. In der Vergangenheit hatte sich AMD stets dafür gerühmt, bei gleicher Taktfrequenz deutlich billiger zu sein als der Konkurrent. Der neue Athlon 1000 kostet in Tausender-Stückzahl 1299 Dollar, der Pentium III 1000 dagegen 990 Dollar.

Die Hysterie um die "magischen" Megahertz-Zahlen verdecken in letzter Zeit etwas die Fakten um die tatsächliche Prozessorleistung. Benchmark-Tests der CW-Schwesterpublikation "Tecchannel" (www.tecchannel.de) haben ergeben, dass die Athlon-1000-CPU in bestimmten Disziplinen dem Pentium III 800 unterlegen ist. Hier macht sich unter anderem die derzeit etwas fortschrittlichere Produktionstechnik bei Intel bemerkbar. Der Level-2-Cache sitzt beim aktuellen Prozessorkern "Coppermine" bereits auf dem Die und wird deshalb mit voller Taktfrequenz betrieben. Beim Athlon muss der auf der Prozessorplatine befindliche L2-Cache mit reduziertem Takt betrieben werden. Erst die für die zweite Jahreshälfte angekündigten "Thunderbird"-Athlons werden über einen integrierten L2-Cache verfügen.