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AMD-Chef Sanders blamiert sich im MS-Kartellprozess

17.04.2002

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - AMD-Chef Jerry Sanders war gestern einer von zwei Zeugen der Verteidigung im Rest-Kartellverfahren von neun US-Bundesstaaten gegen Microsoft. Die Aussage des Halbleiterveteranen fiel überraschend eindeutig für den Redmonder Konzern aus. "Jede Bestrafung, die eine Fragmentierung der Windows-Plattform zur Folge hätte, würde die Computerindustrie um fast 20 Jahre zurückwerfen - mit fürchterlichen Folgen für Verbraucher und die Volkswirtschaft", erklärte Sanders.

Allerdings, so stellte sich im Verlaufe des anschließenden Kreuzverhörs heraus, wusste der AMD-Chef eigentlich gar nicht, wozu er eigentlich aussagen sollte. Er habe den von den klagenden Staaten vorgelegten Strafenkatalog gar nicht gelesen, so Sanders. Seine Aussage habe er vielmehr deswegen gemacht, weil Microsofts Chairman Bill Gates ihn im Februar telefonisch höchstpersönlich darum gebeten habe. Gates habe ihm seinerzeit auseinandergesetzt, der Vorschlag der Staaten sei "verrückt" und bremse Microsofts Fähigkeit zur Innovation.

Anschließend musste Sanders sogar noch einräumen, dass er Gates nach seiner Einwilligung auszusagen darum ersucht habe, dass Microsoft doch bitteschön AMDs kommende 64/32-Bit-Prozessorgeneration "Hammer" unterstützen möge. Bislang hat der Softwareriese entsprechenden Support noch nicht angekündigt. Ein Microsoft-Sprecher erklärte lediglich, man prüfe die Technik zurzeit. Ob die Redmonder Entwickler intern bereits ein Hammer-Windows kompiliert haben, wollte er indes nicht verraten. Sanders erklärte weiter, er habe von Gates keinerlei Zusage erhalten. Microsoft hatte bereits zuvor erklärt, es gebe kein quid pro quo (Gegengeschäft) für Sanders' Aussage. (tc)