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AMD beginnt mit der Auslieferung des "Athlon"

24.06.1999
Intel schaut bis Novmeber in die Röhre

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Advanced Micro Devices (AMD) hat begonnen, den "K7"-Prozessor unter dem Namen "Athlon" auf den Markt zu bringen. Gleichzeitig warnte der Hersteller erneut vor schlechten Ergebnissen im laufenden Quartal. Allerdings scheinen die Aussichten für die Firma generell gut zu sein, denn die Auslieferung von Intels Konkurrenzprodukt "Coppermine", einem verbesserten Pentium-III-Chip, verzögert sich voraussichtlich bis November (CW-Infonet berichtete).

Die Verspätung in den Fertigungshallen von Intel könnte weitreichende Konsequenzen haben. Erstmals - so die Phantasien des AMD-Managements - gibt man einen schnellen Chip vor dem Branchenführer zum Verkauf frei. Die AMD-Strategen bauen auf das lukrative Weihnachtsgeschäft im PC-Markt, das Intel mit einem Coppermine-Serienstart im November verpassen würde. Ursprünglich plante Intel, drei Chipserien des Coppermine, der in 0,18-Mikrometer-Technik gefertigt wird, im September auszuliefern. Der K7-Prozessor Athlon von AMD hingegen steht nach Angaben der Firma bereits ab sofort zur Verfügung, große Stückzahlen sollen noch im Juli folgen.

Analysten äußern jedoch Zweifel, daß AMD die sich bietende Gelegenheit zu seinen Gunsten nutzen kann. Bisher fiel die Firma wiederholt dadurch auf, daß Chips nicht rechtzeitig fertig wurden und zur Nachbesserung mußten. Auch wenn bislang unklar ist, was Athlon bedeutet, steht immerhin fest, daß der Prozessor mit Taktfrequenzen von 500, 550 und 600 Megahertz auf den Markt kommt. In puncto Rechenleistung soll er einen herkömmlichen Pentium III überflügeln.

Gleichzeitig mit der Auslieferung des Athlon hat AMD vor einem schlechten zweiten Quartal des laufenden Geschäftsjahres gewarnt (Ende: 27. Juni). Bei Umsätzen von weniger als 600 Millionen Dollar rechnet die Führungsriege mit Verlusten von rund 200 Millionen Dollar. Im vergleichbaren Vorjahreszeitraum hatte das Minus noch 64,5 Millionen Dollar betragen. AMD-CEO Jerry Sanders bezeichnete den Preiskrieg im Markt als ein "Blutbad". So soll die 600-Megahertz-Version des Athlon 699 Dollar kosten, die langsameren Varianten schlagen mit 479 (550 Megahertz) beziehungsweise 324 Dollar (500 Megahertz) zu Buche.

Intels Ankündigung, daß sich der Coppermine verspäten wird, drückte Ende letzter Woche auch den Börsenkurs des Marktführers aus Santa Clara. Die Aktie fiel am Freitag um fünf Prozent, nachdem bereits am Donnerstag ein Minus von 2,8 Prozent verbucht worden war. Anfang dieser Woche konnte Intel allerdings wieder Boden gutmachen. Analysten von Credit Suisse First Boston und Morgan Stanley Dean Witter stuften jedoch ihre Kaufempfehlungen der Aktie ebenso wie die Dividendenerwartungen herab.