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Amazon will anonyme Online-Rezensionen einschränken

28.07.2004

Viele Kunden werden sich beim Besuch der Amazon-Homepage schon gefragt haben, wie so manche Rezension insbesondere von Büchern oder von anderen Produkten zustande kam. Da finden sich Kritiken, die eigentlich als persönliche Diffamierungen von Autoren zu bezeichnen sind neben Besprechungen, deren wohlwollender Duktus ein persönliches Interesse oder auch Kumpanei nahe legen. Problem dieser Kritiken bei Amazon: jeder kann sie abgeben - und das anonym. Mit dieser Praxis will Amazon nun brechen. Deshalb hat der Online-Händler begonnen, ein neues System namens "Real Names" zu nutzen. Das soll selbst ernannte Richter über Produkte ermutigen, ihre Meinung unter ihrem tatsächlichen Namen zu veröffentlichen.

Amazon wird aber auch weiterhin die Option anbieten, sich anonym beziehungsweise mit einem Kunstnamen zu einem Produkt mit einer Kritik zu äußern. Allerdings müssen diese Rezensenten entweder schon bei dem Online-Händler als Käufer bekannt sein oder ihre Kreditkartennummer hinterlegt haben. Bislang war es möglich, dass anonyme Benutzer mehrere Amazon-Acounts eröffneten. Auf diese Weise konnten sie dann auch mehrere Meinungsbeiträge zu ein und demselben Produkt abgeben.

Amazon erhofft sich von dem neuen System einen Zugewinn an Glaubwürdigkeit für seinen Online-Auftritt insgesamt. Die Brisanz der verdeckt geäußerten Kritik an bestimmten Produkten war vergangenes Jahr offenbar geworden. Damals hatte die kanadische Niederlassung von Amazon versehentlich die tatsächlichen Namen von Rezensenten veröffentlicht. Dabei kam heraus, dass unter den ihrer Anonymität beraubten Kritikern auch einige bekannte Autoren waren, die entweder ihre eigenen Bücher mit lobenden Bemerkungen bedachten oder für Werke von Freunden Lob heischende Kritiken verfassten. Eine Amazon-Sprecherin sagte, das neue System sei aber schon vor diesem Vorfall in der Planung gewesen. (jm)