"Kaum genutzt"

Amazon entfernt Verschlüsselung aus Fire OS 5

04.03.2016
Mit Fire OS 5 bietet Amazon keine Verschlüsselung mehr für die auf Fire-Tablets, Fire Phone und den Fire TV Settop-Boxen gespeicherten Daten mehr an. Amazon, obgleich beim Fall FBI vs. Apple auf der Seite des iPhone-Herstellers, setzt damit ein falsches Signal.
Nach dem Update können Daten auf Amazon-Fire-OS-Geräten wie dem Fire Tablet einfach ausgelesen werden.
Nach dem Update können Daten auf Amazon-Fire-OS-Geräten wie dem Fire Tablet einfach ausgelesen werden.
Foto: Amazon

Die Datenverschlüsselung auf Smartphones und Tablets ist nicht zuletzt durch den Clinch zwischen Apple und dem FBI in aller Munde, der US-Geheimdienst verlangt vom iPhone-Hersteller die Bereitstellung einer Hintertürfür sein iOS-Betriebssystem. Mehr als 40 große und kleinere IT-Unternehmen haben Apple bereits ihre Unterstützung in der als Präzedenzfall geltenden Auseinandersetzung mit der Behörde zugesagt. Dazu zählt neben Schwergewichten wie Microsoft, Facebook und Twitter auch der Plattformbetreiber und Gerätehersteller Amazon, der nun allerdings in die entgegengesetzte Richtung ausschert: Nutzerberichten zufolge hat das Unternehmen die Verschlüsselung mit dem im Februar ausgelieferten Fire OS 5 für die Fire-Tablets, das Fire Phone und den Fire TV Stick still und heimlich gestrichen.

Die zuvor auf einem Gerät möglicherweise eingeschaltete Verschlüsselung wird mit Aufspielen des Updates kurzerhand deaktiviert, eine Möglichkeit diese manuell wieder einzuschalten gibt es bei Fire OS 5 nicht. Lokal auf den Geräten gespeicherte Daten wie Account- und Zahlungsinformationen, App-Daten, Videos, E-Mails und Fotos können so im möglichen Falle eines Datendiebstahls ohne Umwege ausgelesen werden, während Hacker mit verschlüsselten Daten nur wenig anfangen könnten.

Die Abkehr von der Verschlüsselung ist auch deshalb überraschend, da das Betriebssystem auf Googles Android 5.1 Lollipop basiert, das standardmäßig mit einer solchen Verschlüsselungsfunktion ausgestattet ist. Gegenüber The Verge erklärte ein Unternehmenssprecher, dass aus Fire OS einige Features für Unternehmen entfernt wurden, die von den Besitzern kaum genutzt werden. Dem Magazin Ars Technica sagte Amazon weiter, dass die Verschlüsselung persönlicher Daten auf den Cloud-Servern den hohen Standards für Datenschutz und Privatsphäre entspricht.

Lösung: Verzicht auf das Update?

Nutzer eines Amazon-Geräts haben nur wenige Möglichkeiten, diesem Umstand zu begegnen: Entweder sie verzichten auf das Update (sofern es noch nicht aufgespielt wurde) und verbleiben auf der älteren Betriebssystemversion mit der Möglichkeit der Datenverschlüsselung oder sie hoffen, dass kein unbefugter Dritter die Daten abschöpft - oder verzichten ganz auf die Nutzung des Geräts. Noch ist nicht bekannt, ob Amazon gegensteuern und mit einem kommenden Patch die Datenverschlüsselung wieder anbieten wird.

Auch angesichts des Bestrebens von Amazon, weiter mit eigenen Geräten in den Bereich Smart Home vorzudringen ist die Entscheidung gegen die Datenverschlüsselung beunruhigend - Tablets und TV-Sticks sind da nur der Anfang. Mit Echo hat das Unternehmen in den USA bereits einen Always-on-Sprachassistenten im Angebot, über den im Zusammenspiel mit einem verbundenen Fire-OS-Gerät theoretisch tiefe Eingriffe in die Privatsphäre möglich wären - von Hackern, aber auch von Geheimdiensten.

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