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Amazon.com geht als Technologieanbieter auf Expansionskurs

28.01.2002
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MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Nachdem es Amazon.com im vierten Quartal 2001 gelang, erstmals schwarze Zahlen zu schreiben, rätseln Analysten über die weitere Entwicklung des Online-Händlers. Konzernchef und -gründer Jeffrey Bezos sieht im internationalen Geschäft das größte Wachstumspotenzial und will laut "Handelsblatt" vor allem in Deutschland expandieren: Die US-Company steigerte hierzulande ihren Umsatz im letzten Jahr mit rund 500 Millionen Dollar um 95 Prozent. Nun soll dem Unternehmen der Verkauf von E-Commerce-Plattformen an Einzelhändler weitere Einnahmen bescheren.

Bislang hatten viele Experten der Wallstreet bezweifelt, dass es Amazon.com jemals schaffen könnte, Gewinne auszuweisen. Jetzt legen die Analysten die Messlatte höher und stellen die Frage, ob es der Company jemals gelingen wird, aus dem Schatten ihrer Old-Economy-Konkurrenz herauszutreten. Amazon.com versucht das unter anderem mit dem Angebot von Technologie und Services. In den USA entwirft das Unternehmen für den Discount-Einzelhändler Target, den Spielwarenhändler Toys R' us sowie die Elektronikkette Circuit City Websites auf Basis seiner eigenen E-Commerce-Plattform und bringt weiteres Know-how ein. Die Company erhält dafür eine Umsatzbeteiligung. Zwar steuerte dieser Geschäftsbereich im vergangenen Quartal mit 98 Millionen Dollar nur rund neun Prozent zu den Gesamteinnahmen bei. Die Gewinnmarge liegt jedoch höher als im Kerngeschäft. Nachdem Amazon.com in Großbritannien bereits für den Weinhändler Virgin Vine und den Buchhändler

Waterstone den Online-Verkauf abwickelt, soll nun auch der deutsche Markt angesteuert werden. Als weitere Strategie planen die Kalifornier, dem Online-Auktionshaus Ebay Konkurrenz zu machen, indem sie auf ihrer Websites auch Gebrauchtware anbieten. Auch in diesem Bereich seien die Gewinnmargen laut Amazon-CEO Bezos hoch.

Das Internet-Unternehmen prognostiziert für das laufende Geschäftsjahr einen Umsatzzuwachs von zehn Prozent sowie einen Pro-forma-Gewinn von mindestens 30 Millionen Dollar. Ob es Amazon allerdings gelingt, auch unter dem Strich schwarze Zahlen zu schreiben, hängt unter anderem vom Kurs des Euros ab: Da die US-Company Schulden in der Gemeinschaftswährung hat, profitierte sie im letzten Quartal von dem schwachen Euro mit 16 Millionen Dollar. Sollte der Kurs anziehen, wird dies auch das Ergebnis belasten. Priorität hat nach Angaben des Amazon-Chefs jedoch ein positiver operativer Cashflow.