DGB: DV als "Jobkiller" verliert für Arbeitnehmer ihren Schrecken

Am eigenen Arbeitsplatz "Ja" zum Computer

08.05.1987

DÜSSELDORF (lo) - Technischen Wandel am eigenen Arbeitsplatz beurteilen Arbeitnehmer oft anders als auf globaler Ebene. Der Computer als "Jobkiller" verliert dann oftmals seinen Schrecken. Ergebnisse zum Thema "Wandel des politischen Bewußtseins von Arbeitnehmern" legte die Hans-Böckler-Stiftung in Düsseldorf vor.

Untersucht worden ist die Frage nach der persönlichen Betroffenheit im Rahmen von fünf Regionalstudien mit branchenspezifischen Schwerpunkten in Hessen, Hamburg, Bremen, Nordrhein-Westfalen und Bayern. Hierbei wurden in ausgewählten Betrieben Arbeitnehmer befragt (siehe Tabelle 1). In einem streng statistischen Sinne sind die Ergebnisse somit nicht repräsentativ für das Einstellungsmuster der Arbeitnehmer in dem Wirtschaftszweig des jeweiligen Bundeslandes.

In vier Bundesländern wurden Betriebe der Metallindustrie in die Untersuchung mit einbezogen, wobei hierbei ein Schwerpunkt im High-Tech-Bereich lag. In Hamburg wurde bei Valvo und MBB, in Bayern bei Siemens UBE in Erlangen und in Nordrhein-Westfalen bei dem CNC-Maschinenhersteller Hüller Hille nachgefragt (siehe Tabelle 2). In jedem dieser Betriebe gibt es ein deutliches Übergewicht bei der "Wahrnehmung positiver Effekte technischer Neuerungen" am eigenen Arbeitsplatz. 52 Prozent der Arbeitnehmer bei MBB und 51 Prozent bei Valvo sehen positive Auswirkungen; nur knapp jeder vierte Arbeitnehmer im Bereich der Mikrochip-Produktion beziehungsweise im Bereich des Flugzeugbaus in Hamburg beobachtet hier negative Effekte. Noch positiver ist das Wahrnehmungsmuster bei den Arbeitnehmern bei Siemens UBE in Erlangen (63 Prozent: "Vorteile") und bei Hüller Hille in Witten (62 Prozent: "Vorteile").

Innerhalb der Metallindustrie fällt das Ergebnis bei Daimler-Benz in Bremen aus dem Rahmen. Hier sieht jeder vierte Arbeitnehmer Vorteile, aber 45 Prozent der dort befragten Arbeitnehmer sehen Nachteile wenn es zu technischen Neuerungen kommt.

Ein anderer Zukunftssektor im produzierenden Gewerbe ist die chemische Industrie. In der chemischen Industrie in Hessen steht jeder zweite Arbeitnehmer (49 Prozent) technischen Neuerungen optimistisch gegenüber, nur 14 Prozent äußern sich hier pessimistisch. Die höchste Zustimmung im Produktionsbereich findet sich jedoch im Steinkohlebergbau in Nordrhein-Westfalen. Die Belegschaft der beiden Zechen (Wallsum, Zeche Hardt) äußert eine Zustimmungsrate von 70 Prozent bei der Frage nach den positiven Auswirkungen des technischen Wandels auf ihre eigene Arbeitsplatzsituation.

Darüber hinaus sind mit dem Bankgewerbe in Hessen, dem Krankenhausbereich in Nordrhein-Westfalen und einer Stadtverwaltung ebenfalls in Nordrhein-Westfalen drei zentrale Dienstleistungsbereiche in die Umfrage mit einbezogen worden. Im hessischen Bankgewerbe sehen 57 Prozent der Arbeitnehmer Vorteile. Zwischen den einzelnen Banken gibt es jedoch erhebliche Unterschiede in den Wahrnehmungsmustern (siehe Tabelle 3).

Am positivsten ist die Einstellung der Arbeitnehmer bei der Commerzbank in Frankfurt (70 Prozent: Vorteile). Bei den drei kleineren Frankfurter Regionalbanken (Nassauische Sparkasse, Sparkasse von 1822 und Frankfurter Volksbank) sinkt der Anteil der Zufriedenen auf 53 Prozent. Am geringsten ist er jedoch mit 48 Prozent bei der Zentrale der Deutschen Gewerkschafts-Bank in Frankfurt.

Auch im öffentlichen Dienst überwiegt eine eher positive Einstellung. Im Klinikum Dortmund erwarten 53 Prozent der dort Beschäftigten eher positive Auswirkungen, ein Viertel ist skeptisch. Bei der Stadtverwaltung Recklinghausen sieht über die Hälfte der Arbeitnehmer keine Änderung in ihrer Arbeitssituation bei der Einführung technischer Neuerungen, 37 Prozent erwarten Vorteile, nur knapp jeder Zehnte erwartet Nachteile.