Altiris SVS virtualisiert und verteilt Software

22.10.2008
Von Michael Pietroforte
Symantecs Lösung zur Anwendungsvirtualisierung vereint Produkte aus mehreren Übernahmen. Daraus entspringen reichhaltige Funktionen, aber auch die Nachteile einer unvollständigen Integration.

Altiris Software Virtualization Solution (SVS) Professional setzt sich aus drei unabhängigen Komponenten zusammen: Altiris SVS, dem Streaming-System und dem Notification Server. Altiris SVS ist die eigentliche Komponente für die Anwendungsvirtualisierung. Das Streaming-System, das aus der Übernahme der Firma Appstream stammt, kann nicht nur virtualisierte Anwendungen, sondern auch herkömmliche Applikationen auf Arbeitsplatzrechner übertragen. Der Notification Server dient dem System-Management und verteilt virtuelle Pakete im Zusammenspiel mit Altiris SVS. Grundlage für diesen Beitrag war Altiris SVS Professional 2.1 SP2.

Die Client-Software ("Agent") von Altiris SVS besteht im Kern aus einem nur 188 KB großen Filtertreiber (fslx.sys), der sich ähnlich wie der On-Access-Scanner einer Antivirussoftware zwischen Dateisystem und Windows-Anwendungen schiebt. Für jede virtualisierte Anwendung legt Altiris SVS eine Schicht an, die alle Programmdateien und Registry-Einträge enthält. Physisch befinden sich die Schichten in einem Verzeichnis auf dem Arbeitsplatzrechner, wobei jede Schicht über einen eigenen Unterordner verfügt.

Die Aktivierung einer Schicht durch den Administrator bewirkt die Einblendung der in ihr enthaltenen Objekte auf dem Host. Das bringt alle zugehörigen Dateien zum Vorschein, also zum Beispiel auch Desktop-Symbole, und die dort hinterlegten Einträge für die Registrierung werden wirksam. Versucht eine virtualisierte Anwendung, eine auf dem Host bereits vorhandene Datei zu modifizieren, lenkt Altiris SVS den Zugriff in die virtuelle Umgebung um.

Durchgriff auf Dateien möglich

Die Deaktivierung einer Schicht hat zur Folge, dass alle in ihr enthaltenen Objekte wieder auf dem Host ausgeblendet werden. Dazu gehören auch Dateien, die die virtualisierte Anwendung an beliebiger Stelle im System angelegt oder modifiziert hat. Der Administrator kann aber Verzeichnisse oder Dateitypen definieren, die davon ausgenommen sind. Das ermöglicht Anwendern das Anlegen eigener Dateien, die auch nach dem Entfernen einer Schicht auf dem PC erhalten bleiben.

Dieses Feature kann auch genutzt werden, um benutzerspezifische Einstellungen außerhalb der virtuellen Umgebung abzulegen. Schließt man etwa Schreibvorgänge im Benutzerprofil von der Virtualisierung aus, verbleiben alle Einstellungen, die virtualisierte Anwendungen dort ablegen, auf dem Host und stehen somit beim Einsatz von Server-basierenden Profilen auch auf anderen Rechnern zur Verfügung.

Anwendungspakete erstellen

Altiris SVS kann nicht nur Applikationen, sondern auch Dateitypen und Verzeichnisse virtualisieren. Die Aktivierung einer so genannten Datenschicht veranlasst den Filtertreiber, alle Schreibzugriffe auf Dateien mit der jeweiligen Endung beziehungsweise in den entsprechenden Verzeichnissen in die virtuelle Umgebung umzulenken. Definiert man beispielsweise eine Schicht, der alle ausführbaren Dateitypen zugeordnet sind, werden Änderungen an Programmdateien grundsätzlich in die virtuelle Umgebung umgelenkt.

Neue Schichten lassen sich mit dem "SVS Admin" erstellen. Ähnlich wie bei anderen Tools zur Anwendungsvirtualisierung installiert der Administrator zunächst die jeweilige Software auf dem Master-PC. Im Gegensatz zur Konkurrenz bildet Altiris SVS aber keine Differenz zwischen den Systemzuständen vor und nach der Installation. Vielmehr protokolliert der Filtertreiber alle am System vorgenommenen Änderungen. Das Erzeugen einer neuen Schicht unterscheidet sich also im Prinzip nicht von der Ausführung einer virtualisierten Anwendung. Alle bei der Installation erfolgten Systemmodifikationen werden ganz einfach in die neue Schicht gefiltert.

Der Vorteil dieser Methode besteht darin, dass die virtualisierte Anwendung sofort nach Abschluss der Installation zur Verfügung steht. Allerdings lassen sich Anwendungen, die während der Installation einen Neustart erfordern, deshalb nicht problemlos virtualisieren.

Verteilung und Management

Der SVS Admin dient auch zur Verwaltung virtualisierter Anwendungen. Mit ihm können Schichten unter anderem aktiviert, in ihren Originalzustand zurückversetzt oder auch wieder deinstalliert werden. Er lässt sich optional auf jedem Arbeitsplatz zusammen mit den Altiris-SVS-Agenten installieren. Es handelt sich dabei aber um kein Management-Tool für die zentrale Verteilung und Verwaltung von Anwendungspaketen.

Zu diesem Zweck steht nach Erwerb von SVS-Lizenzen der Notification Server zur Verfügung. Allerdings bietet die Konsole dann nur die Features, die für die Software-Virtualisierung benötigt werden. Um auch herkömmliche Anwendungen verteilen zu können, sind Lizenzen für die "Altiris Client Management Suite" erforderlich. Ansonsten bietet der Notification Server eine vollwertige Lösung zur Softwareverteilung inklusive der automatischen Integration von zu administrierenden Computern und Reporting-Funktionen.

Der Notification Server kann auch für die Verteilung des SVS-Agenten verwendet werden. Dafür muss aber zuvor der Altiris-Agent auf dem Client vorhanden sein. Er lässt sich ebenfalls mit dem Notification Server installieren. Virtuelle Pakete erstellt der Administrator mit einem einfach zu bedienenden Assistenten. Dabei muss er die mit dem SVS Admin erzeugte virtualisierte Anwendung in den Notification Server einlesen und Einstellungen für die Softwareverteilung vornehmen.

Darüber hinaus lassen sich über dieses Administrations-Tool alle Einstellungen des SVS-Agenten zentral verwalten. So können etwa auf mehreren Computern Schichten aktiviert, deaktiviert oder deinstalliert werden. Das Zurücksetzen einer virtualisierten Anwendung in den Originalzustand ist ebenfalls möglich. Dabei werden alle Änderungen, die der Anwender an einer Schicht vorgenommen hat, rückgängig gemacht.

Mächtige Streaming-Variante

Auch die Lizenzen für das Streaming-System sind beim Kauf von Altiris SVS Professional bereits enthalten. Im Gegensatz zur SVS-Ausgabe des Notification Servers ist das Streaming-System in seiner Funktionalität nicht beschränkt. Es kann deshalb nicht nur virtualisierte Anwendungen, sondern auch MSI-Pakete verteilen. Für beide Typen benötigt der Administrator den Altiris Streaming Composer. Er kann damit Pakete aus konventionellen Anwendungen zusammenstellen oder virtualisierte Applikationen, die er mit dem SVS Admin erzeugt hat, vorbereiten. Erst dann lassen sie sich auf den Streaming-Server laden.

Mit Hilfe der Streaming-Konsole erstellt der Administrator das Web-Portal, über das Anwender auf die Applikationen zugreifen können. Falls der Streaming-Agent noch nicht auf dem Arbeitsplatzrechner vorhanden ist, wird er automatisch heruntergeladen und installiert. Das gilt aber nicht für den SVS-Agenten. Dieser lässt sich nicht mit dem Streaming-System verteilen.

Ist der Streaming-Agent einmal auf dem Anwender-PC vorhanden, lassen sich automatisch Verknüpfungen auf dem Desktop ablegen. Anwendungen können dann auf herkömmliche Weise ohne Umweg über den Browser gestartet werden. Im Test zeigte sich, dass die meisten Anwendungen funktionsfähig waren, nachdem das Streaming-Tool 50 bis 60 Prozent des Codes auf den Arbeitsplatzrechner übertragen hatte. Der Administrator kann virtuelle Pakete auch für den Offline-Betrieb vorbereiten. Der Streaming-Agent lädt dann die Anwendungen komplett auf den Anwender-PC.

Das Streaming-System ist ein mächtiges Tool, das sich auch für größere Unternehmen als vollwertige Lösung zur Softwareverteilung eignet.

Fazit

Dank der Filtertechnik von Altiris SVS fügen sich virtualisierte Anwendungen nahtlos in das Host-System ein. Konkurrenzprodukte integrieren häufig Applikationen über die Installation von MSI-Dateien in die Windows-Shell. Diese Prozedur ist bei Altiris SVS nicht notwendig. Die Filtermethode eignet sich ferner besonders dann, wenn virtualisierte Anwendungen mit herkömmlichen Programmen interagieren sollen.

Von Nachteil ist hingegen, dass verschiedene Versionen einer Anwendung in einigen Fällen nicht gleichzeitig ablaufen können. Ein weiteres Manko ist, dass sich virtualisierte Anwendungen nicht in eine einzelne ausführbare Datei packen lassen.

Störend ist zudem, dass die einzelnen Komponenten von Altiris SVS Pro bislang noch wenig aufeinander abgestimmt sind. Zwar werden das Streaming-System und der Notification Server über eine Web-Konsole administriert, doch lässt sich nicht übersehen, dass es sich um zwei Produkte handelt, die von unterschiedlichen Herstellern stammten. (ws)

Stärken und Schwächen

  • Nahtlose Integration von virtualisierten Anwendungen in das Host-System;

  • Web-basierendes Streaming virtualisierter und herkömmlicher Anwendungen;

  • zentrale Verteilung und Verwaltung von virtualisierten Anwendungen;

  • Script-basierende Steuerung;

  • für kleine und große Unternehmen geeignet.

  • Parallele Ausführung verschiedener Versionen einer Anwendung problematisch;

  • der Start virtualisierter Anwendungen von einem portablen Medium ist nicht möglich;

  • drei unterschiedliche Agenten (Altiris SVS, Notification Server, StreamingSystem).

Deployment

Altiris SVS Pro bietet drei Optionen für die Softwaredistribution: per Script, mit Hilfe des Notification Servers oder über das Streaming-System. Für die Script-Methode enthält der Altiris-SVS-Agent ein Kommandozeilen-Tool (SVScmd.exe), über das sich die virtuelle Umgebung verwalten lässt. Es verfügt über die gleiche Funktionalität wie der SVS Admin. Die Installation des Agenten erfolgt bei dieser Methode über ein Anmeldeskript oder über eine Softwareverteilungslösung.

Preis und Verfügbarkeit

Altiris SVS ist für die private Nutzung frei. Für den Einsatz im Unternehmen sind die Lizenzkosten gestaffelt und werden pro PC berechnet. Eine Arbeitsplatzlizenz kostet für Altiris SVS Standard ab 30 Euro und für Altiris SVS Professional ab 56 Euro. SVS Standard enthält die Virtualisierungs-Lösung und den Notification Server. Um das Streaming-System nutzen zu können, ist die Professional-Ausgabe zu erwerben.