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Jahresrückblick 2003 April bis Juni

Als die IT-Branche erwachsen wurde (II)

30.12.2003

Der englische IT-Mischkonzern Invensys Plc. plant im April, das Schicksal des holländischen Standardsoftwareanbieters Baan Holding NV zu besiegeln und sich von der Toch- ter wieder zu trennen. Jetzt rätselt jeder, ob wieder Firmengründer Jan Baan als Käufer auf den Plan treten könnte, oder ob Peoplesoft oder SSA Global Technologies Kaufgelüste hegen.

Ende April können wir positive Schlagzeilen formulieren: Sun schreibt schwarze Zahlen, IBM verzeichnet seit knapp zwei Jahren wieder ein Profitplus, Apple kehrt in die Gewinnzone zurück. Naja, und Microsoft macht - wie immer - Gewinn und steigert den auch noch gegenüber dem Vorjahr.

Apropos Microsoft: Die bleiben ihrer Strategie treu und bringen ein seit langem angekündigtes strategisches Produkt - wie immer - weit verspätet auf den Markt. Ende April kommt der Nachfolger von Windows 2000, das Server-Betriebssystem Windows Server 2003. Mittlerweile verändern sich aber die Marktgegebenheiten: Linux ist als Server-Software auf dem Vormarsch, Java-Server erfreuen sich zunehmender Beliebtheit.

Sun schwenkt derweil voll auf die Terminologie von US-Präsident George W. Bush ein: Man werde die Branche mit einer "Shock-and-awe"-Strategie überrollen, sagt Sun-Häuptling Scott McNealy. Plattmachen nennt man das etwas burschikoser. Doch was dann als angsteinflößende Kampagne die Konkurrenz überrollen soll, sind ein paar Midrange- und Einstiegs-Server. Niemand stürzt sich in der Folge verzweifelt von der Brücke.

Das FBI meldet im Frühjahr, dass sich die Betrugsdelikte im Internet verdreifacht hätten. Insbesondere bei Online-Auktionen liege die Rate sehr hoch.

Jetzt muss auch der B-to-B-Anbieter Ariba gegenüber der US-amerikanischen Börsenaufsicht zugeben, dass er einen Großteil seiner Quartals- und Jahresabschlüsse falsch berechnet hat. Zwar sind die finanziellen Auswirkungen der Korrekturen gering - trotzdem fragt man sich langsam, wie einige börsennotierte Unternehmen eigentlich ihr Alltagsgeschäft bewältigen, ohne das Einmalseins des Geschäftslebens zu beherrschen.