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Jahresrückblick 2003 April bis Juni

Als die IT-Branche erwachsen wurde (II)

30.12.2003
2003 war ein Jahr, in dem sich die Firmen die Wunden leckten. Konsolidierung war ein Schlagwort wie auch Kostenreduzierung um jeden Preis. Das Thema Outsourcing kam bei deutschen Firmen, insbesondere aus der Finanzwelt, ganz groß in Mode. Genauso groß waren aber auch die Flops, die die Auslagerung von IT mit sich brachte. Überhaupt war es das Jahr von Pleiten, Pech und Pannen.

APRIL

Aufregung um eine Untersuchung Anfang April: Die Marktforschungsgesellschaft Nucleus Research hatte 93 Referenzkunden von SAP befragt, wie zufrieden sie mit den wirtschaftlichen Vorteilen seien, die durch den Einsatz der betriebswirtschaftlichen Standardsoftware in ihren Unternehmen zu verzeichnen sind. 21 Anwender der 93 gaben für SAP wenig schmeichelhafte Auskünfte. Immerhin zwölf der 21 Antwortenden sagten, nach einer durchschnittlichen Projektlaufzeit von 2,8 Jahren habe sich für ihr Unternehmen kein Return on Investment (RoI) herauskristallisiert. SAP zieht die Aussagekraft der Untersuchung wegen der wenigen Antwortenden allerdings in Zweifel.

Wenig lustig auch klingen Meldungen von Microsoft, wonach aufgrund eines Fehlers im Remote-Procedure-Call-(RPC-)Protokoll die Betriebssystem-Versionen Windows 2000, XP und NT 4.0 anfällig für Denial-of-Service-Attacken seien. Wegen "architektonischer Beschränkungen", schiebt der Hersteller lässig hinterher, könne zudem für NT 4.0 kein Patch geliefert werden.

Als fast schon prophetisch stellt sich später eine Erkenntnis der Unternehmensberatung Gartner heraus: Über 50 Prozent aller Outsourcing-Projekte seien vom Scheitern bedroht. Grund: Viele Dienstleister könnten nicht wie versprochen Kosten senken und die Effizienz steigern. Das Thema wird uns in diesem Jahr noch verfolgen.

i2, Spezialist für Supply-Chain-Management (SCM), hat derweil ganz andere Sorgen: Nachdem bereits die Bilanzen für die Jahre 2000 und 2001 neu geschrieben werden mussten, scheint nun auch der Geschäftsbericht für das Jahr 1999 überarbeitungsbedürftig. "Investoren sollten sich nicht auf die Informationen in den Finanzberichten für die Jahre 1999, 2000 und 2001 sowie für das vierte Quartal 2002 verlassen", lässt das i2-Management um Gründer, Chairman und CEO Sanjiv Sidhu mitteilen. Die US-Börsenaufsicht hat das Unternehmen wegen möglicher Bilanzfäschung schon seit längerem auf dem Kieker.

In Deutschland kündigt Oracle derweil einen Kahlschlag in seiner Consulting-Sparte an: 200 der 608 Mitarbeiter sollen gehen.