Allianz lagert an Fujitsu aus

15.05.2007
Der Desktop- und Netzbetrieb des Versicherungskonzerns liegt in den kommenden fünf Jahren in der Verantwortung von Fujitsu Services. 500 IT-Mitarbeiter wechseln den Arbeitgeber.

Die Allianz Dresdner Informationssysteme GmbH (Agis) hat heute einen Outsourcing-Deal mit Fujitsu Services unterschrieben. Der IT-Dienstleister betreibt künftig die dezentralen IT-Services und die Netze für Allianz Deutschland und die Dresdner Bank. Das Vertragsvolumen beläuft sich auf rund 400 Millionen Euro, etwa 500 Agis-Mitarbeiter wechseln unter das Dach von der Fujitsu Services Deutschland GmbH. Im Rahmen des Abkommens haben die Unternehmen eine strategische Partnerschaft bis zum Jahr 2012 vereinbart. Bis zu diesem Zeitpunkt gilt auch der Bestandsschutz für die betroffenen Mitarbeiter. Agis und Fujitsu gehen damit über die gesetzlichen Mindestanforderungen, die ein Jahr Bestandsschutz vorsehen, hinaus. Der Betriebsübergang startet zum 1. Juli 2007.

Die Agis hatte das Vorhaben im Juli vergangenen Jahres angekündigt. Damals haben Analysten den Wert eines möglichen Deals auf 450 bis 900 Millionen Euro bei einer Laufzeit von fünf bis zehn Jahren geschätzt. Das nun vereinbarte Vertragsvolumen liegt damit etwas unter den prognostizierten Werten, kann sich aber deutlich erhöhen. Zurzeit umfasst das Abkommen neben dem Netz- und TK-Betrieb die Betreuung von rund 35.000 Endgeräten. Insgesamt nutzen Allianz und Dresdner Bank deutschlandweit jedoch 90.000 Desktops, Laptops und Drucker. Zum Teil werden sie bereits vom Fremdfirmen betreut. Nach und nach soll Fujitsu Services sie jedoch unter ihrer Obhut nehmen. Zu den Sparzielen machten die Partner keine Angaben. "Wir streben große Skaleneffekte an, so dass wir dem Branchen-Benchmark entsprechen", kündigte Kurt Servatius, Vorsitzender der Agis-Geschäftsführung, an.

Kurt Servatius, Vorsitzender der Agis-Geschäftsführung: "Bei der Suche nach einem Partner ging es uns vor allem darum, den Mitarbeitern eine gute Zukunftsperspektive zu geben."
Kurt Servatius, Vorsitzender der Agis-Geschäftsführung: "Bei der Suche nach einem Partner ging es uns vor allem darum, den Mitarbeitern eine gute Zukunftsperspektive zu geben."

"Bei der Suche nach einem Partner für dieses Geschäftsfeld ging es uns vor allem darum, den Mitarbeitern eine gute Zukunftsperspektive zu geben", sagte Servatius. "Fujitsu will in diesem Geschäftsfeld in Deutschland weiter wachsen. Das ist mit Sicherheit die beste Voraussetzung, um langfristig Beschäftigung zu sichern."

Winfried Holz, Geschäftsführer Fujitsu Services Deutschland, hatte erst im Februar 2007 angekündigt, Wachstum durch Übernahmen von IT-Dienstleistern und IT-Töchtern großer Konzerne sowie durch umfangreiche internationale Auslagerungs-Deals anzustreben. Einen bedeutenden Einstieg in das hiesige Servicegeschäft war Fujitsu Services – immerhin die Nummer drei unter den weltweit führenden IT-Serviceanbietern – bereits mit der Akquisition der TDS Informationstechnologie AG im Dezember 2006 gelungen. "Im Gegensatz zu vielen unserer großen Mitbewerber haben wir keine Überkapazitäten", sagte Holz nun anlässlich der Vertragsunterzeichnung. "Ich freue mich über diesen Outtasking-Auftrag, gerade weil er unsere Wachstumspläne in Deutschland unterstützt." Die übernommenen Mitarbeiter sollen in die europaweite Serviceorganisation von Fujitsu integriert werden und dort sukzessive auch Aufgaben für andere Kunden übernehmen. "Sie stärken unsere Kompetenz im Desktop-Management und ergänzen unser SAP-Hosting-Know-how, das wir im Zuge der TDS-Übernahme erworben haben", erläuterte Holz.

Winfried Holz, Geschäftsführer Fujitsu Services Deutschland: "Die übernommenen Mitarbeiter stärken unsere Kompetenz im Desktop-Management und ergänzen unser SAP-Hosting-Know-how, das wir im Zuge der TDS-Übernahme erworben haben."
Winfried Holz, Geschäftsführer Fujitsu Services Deutschland: "Die übernommenen Mitarbeiter stärken unsere Kompetenz im Desktop-Management und ergänzen unser SAP-Hosting-Know-how, das wir im Zuge der TDS-Übernahme erworben haben."
Foto: Winfried Holz

Mit dem Outsourcing-Deal untermauert der Fujitsu-Konzern einmal mehr seine Ambitionen im europäischen IT-Servicegeschäft. Erst kürzlich hatte der japanische IT-Dienstleister angekündigt, die Mehrheit an der französische GFI Informatique zu erwerben. GFI beschäftigt rund 8500 Mitarbeiter, vornehmlich in Frankreich, Spanien und Italien. In Deutschland gibt es etwa 200 GFI-Mitarbeiter. "Das enorme Engagement des Konzerns, die hohe Entscheidungskompetenz vor Ort sowie die extreme Rückendeckung durch die japanische Zentrale haben uns sehr geholfen", lobte Servatius den künftigen Partner.

Ungeachtet des Outsourcing-Deals positioniert sich die Aliianz-Tochter Agis weiterhin als Full-Service-Provider für den Versicherungs- und Bankkonzern. Auch die Steuerung der ausgelagerten Leistungen sowie die Abrechnung obliegt der Agis. Im Engineering und Projektgeschäft beansprucht sie die Führung, strebt jedoch eine enge Verzahnung der Partner an.

Vor zwei Wochen hatte die Allianz angekündigt, ihre interne IT europaweit neu zu organisieren und in einem Shared Service Center zu bündeln. Davon ist auch die Agis betroffen: Zum 1. Juli 2007 soll das Projekt sowie die neue Gesellschaft Allianz Shared Infrastructure Services (Asic) starten. Bis zum Jahr 2010 möchte Allianz die Transaktion in allen europäischen Ländern abschließen. "Die beiden Veränderungen gehen Hand in Hand", erläuterte Servatius. "Ein wichtiger Teil der Neuausrichtung der IT-Infrastruktur in Europa ist die Unterscheidung zwischen Kernbereichen, also Großrechnersystemen und Servern, und Bereichen, die nicht unsere Kernkompetenz bleiben werden, also Desktop-, Netz- und Telekommunikationsservices." Letztere Dienste seien nun in einem ersten Schritt in Deutschland ausgelagert worden. "Damit haben wir eine Blaupause für Outsourcing-Projekte in Europa geschaffen", sagte der Agis-Manager. Für weitere Abkommen im Bereich Desktop-Management sei Fujitsu Services bevorzugter Partner, so Servatius. Auslagerungsvorhaben über den Desktop, Netz- und TK-Betrieb hinaus sind jedoch nicht geplant. (jha)