Der nPA als Online-Identität

Alles zum neuen Personalausweis

28.10.2010
Von 
Jürgen Hill ist Chefreporter Future Technologies bei der COMPUTERWOCHE. Thematisch befasst sich der studierte Diplom-Journalist und Informatiker derzeit mit aktuellen IT-Trendthemen wie KI, Quantencomputing, Digital Twins, IoT, Digitalisierung etc. Zudem verfügt er über einen langjährigen Background im Bereich Communications mit all seinen Facetten (TK, Mobile, LAN, WAN). 
Mit dem neuen Personalausweis hält die Online-Identifizierung Einzug. Elektronische Geschäftsprozesse können künftig leichter abgewickelt werden.
Die Informationen auf den neuen Personalausweis.
Die Informationen auf den neuen Personalausweis.

Für die einen ist er der längst fällige Schritt in die digitale Informationsgesellschaft des 21. Jahrhunderts, für die anderen schlicht Teufelszeug: der neue Personalausweis, kurz nPA. Es gab wohl kaum ein IT-Projekt von staatlicher Seite, über das in letzter Zeit so viel und so falsch berichtet wurde. Statt über die Möglichkeiten des neuen Personalausweises aufzuklären, wurde unreflektiert die Gefahr eines Überwachungsstaates an die Wand gemalt.

Dagegen betont Jens Fromm vom Fraunhofer-Institut Fokus die Datenschutz- und Kryptografiemechanismen des neuen Dokuments, "das ein weltweit einmaliges Konzept verwirklicht und dem Prinzip der Datensparsamkeit folgt, während andere Länder mehr Daten erheben". Allerdings gibt es laut Fromm eine Einschränkung im Online-Verkehr: "Die Sicherheit des nPA steht und fällt bei Online-Geschäften mit der Security des Benutzer-PC." Virenschutz und Firewall sollten also für Benutzer des nPA eine Selbstverständlichkeit sein. Sei das gewährleistet, stelle der nPA für die Industrie - besonders den deutschen Mittelstand - und für Anwender eine einzigartige Chance in Sachen E-Commerce dar, so Fromm weiter. Zudem biete sich mit dem nPA die Chance, binnen Jahresfrist mehr Smartcards für Authentifizierung und elektronische Signatur in Umlauf zu bringen, als es die IT-Industrie in den letzten zehn Jahren geschafft habe. Eine ähnliche Meinung vertritt Adobe-Manager Peter Körner, dessen Unternehmen an sicheren elektronischen Dokumentenprozessen mit Hilfe des nPA in Verbindung mit Adobes Lifecycle-Infrastruktur arbeitet: "Der nPA wird ein Erfolg. Mir sind etwa 1000 Projekte bekannt, die den Ausweis verwenden wollen. Und es bestehen schon Exportwünsche für das Technologiekonzept hinter dem nPA." Ebenso überzeugt vom Potenzial des neuen Ausweises ist Guido Weiland, bei Materna für Content-Management zuständig. Er sieht vielfältige Einsatzmöglichkeiten im B2C-Bereich: "Das Gros der Entscheider wartet wohl die Ergebnisse der ersten Piloten ab, aber die Zahl der Prozesse, die elektronisch unterschrieben werden können, ist enorm."

Das kostet der nPA

  • Antragsteller unter 24 Jahren: 22,80 Euro.

  • Antragsteller ab 24 Jahren: 28,80 Euro.

  • Aktivierung der Online-Funktion des Ausweises ist bei der Ausgabe für Erwachsene (ab 16 Jahren) gebührenfrei.

  • Wird die Online-Ausweisfunktion nachträglich aktiviert, kostet das sechs Euro.

  • Deaktivieren der Online-Ausweisfunktion: gebührenfrei.

  • Ändern der PIN im Bürgeramt: sechs Euro.

  • Sperren der Online-Ausweisfunktion im Verlustfall: gebührenfrei.

  • Entsperren der Online-Ausweisfunktion: sechs Euro

  • Kosten für das Aufbringen eines elektronischen Signaturzertifikats: je nach Anbieter.