Bilanzpressekonferenz der Winter AG

Alles auf eine Karte

23.03.2001
MÜNCHEN (CW) - Zwar blieb die Winter AG mit ihrem Umsatz hinter den Planungen zurück, glänzte jedoch mit einem unerwarteten Anstieg im Gesamtergebnis.

"Wir halten uns nicht bedingungslos an den Wachstumsvorgaben für den Umsatz fest", begründete Vorstandssprecher Gerhard Osterrieder die Entwicklung der Einnahmen. Oberstes Ziel des Spezialisten für Chip- beziehungsweise Mikroprozessorkarten sei nach wie vor die Steigerung des Ertrages. Dieser konnte aufgrund einmaliger Synergieeffekte durch die Zusammenlegung einzelner Gesellschaften sowie durch die Anschaffung neuer Maschinen auf das Vierfache seines Vorjahreswertes gesteigert werden. Unter dem Strich präsentierte Osterrieder ein Ergebnis von 2,7 Millionen Euro, der Vorjahresgewinn lag bei 600000 Euro.

Vom Scheck zur EC-KarteIm gleichen Zeitraum stieg der Umsatz um rund 16 Prozent von 42,6 Millionen Euro auf 49,5 Millionen Euro. Zum Börsengang im September hatte das Unternehmen noch einen Umsatz von über 50 Millionen Euro prognostiziert. Umsatz- und Ergebnismotor des Unternehmens ist der Geschäftsbereich "Cards", also die Herstellung intelligenter Karten, die mit einem Chip ausgestattet sind. Hier erzielte die Winter AG Einnahmen in Höhe von 28,8 Millionen Euro (1999: 21,4 Millionen) sowie ein Ergebnis von 2,5 Millionen Euro.

Das 1924 gegründete Unternehmen war zunächst im Bereich Sicherheitsdruck, also der Herstellung von Wertpapieren, Scheckformularen oder Sparbriefen, zuständig. Anfang der 90er Jahre erweiterte man das Spektrum auf die Entwicklung und Produktion von Chipkarten. Unter anderem entwickelt Winter auch Betriebssysteme für einzelne Kartenversionen wie GSM oder Geldkarten. Ein Spezialgebiet der Firma ist die Herstellung von Multifunktionskarten, die mehrere Einsatzbereiche wie Zahlung oder Identifizierung abdecken. Zu den Kunden des in Neu-Esting bei München ansässigen Unternehmens gehören unter anderem die Allianz, BMW, Detemobil, Dresdner Bank oder SAP.

Zweites Standbein ist das Geschäftsfeld "Card Services", in dem das Unternehmen sämtliche Dienstleistungen "rund um die Karte" zusammenfasst. Hierzu gehören beispielsweise Aufgaben wie Chipprogrammierung, die Initialisierung und Personalisierung der Chips und Karten sowie die Einrichtung und Betreuung von Call-Centern. Mit den Dienstleistungen konnte Winter zwar das Ergebnis von 300000 auf 600000 Euro anheben, musste jedoch gleichzeitig eine Umsatzdelle von 21,2 Millionen auf 20,6 Millionen Euro hinnehmen. Osterrieder begründete diesen Rückgang mit der rein nationalen Ausrichtung dieses Geschäftsbereiches. Während man mit dem Verkauf von Karten auch im Ausland zulegen konnte - der Umsatzanteil stieg von 16,6 auf 19,8 Prozent - eigne sich der Bereich Dienstleistungen keineswegs für den Export.

Trotz eines Verlustes von 400000 Euro zeigte sich Osterrieder auch zufrieden mit dem im vergangenen Jahr aufgebauten Bereich "IT-Securities". Immerhin sei das Minus geringer ausgefallen als erwartet. In dem Sektor bündelt die Winter AG ihr Angebot zu Themen wie Netzsicherheit und digitale Signatur und baut ein Trustcenter für Industriekunden.

Ab dem zweiten Quartal plant das Unternehmen, mit dem Trustcenter an den Markt zu gehen und Firmenkunden eine komplette PKI (Public Key Infrastructure) zur Verfügung zu stellen. Der erste Kunde für diesen Bereich ist die BMW AG, mit weiteren Interessenten verhandle man noch. Ein einziger zusätzlicher Kunde, so Osterreider, reiche bereits aus, um auch in diesem Bereich zum Ende des laufenden Geschäftsjahres profitabel zu sein.