Alle Kernsysteme laufen unter Linux

08.09.2005
Von Christian Zillich

Bei der Kalkulation der Kosten stellte sich schnell heraus, dass die Anschaffung entsprechender Unix-Server im Vergleich zu einem Mainframe unter Linux mit erheblichem finanziellem Mehraufwand verbunden gewesen wäre. Für den IBM-Großrechner habe außerdem dessen Ausfallsicherheit gesprochen, so Pfeifer. Die 2001 angeschaffte "z800" entpuppte sich allerdings als ungeeignet, weil sie Linux-seitig auf drei Prozessoren beschränkt ist und somit für den Betrieb der Kernanwendungen mit mehreren hundert Usern zu schwach war. Ende 2003 holte sich die Versicherung daher eine "z990" ins Haus. Sie skaliert auf bis zu 32 Prozessoren. Den Mainframe koppelte die Versicherung mit der z800, auf der die verbliebenen Altanwendungen unter VSE auch derzeit noch laufen.

Anschließend begann das Unternehmen, seine Anwendungen für das Rechnungswesen, das Data Warehouse samt Auswertungsapplikationen sowie das Bestandsführungssystem Icis im Rahmen einer Systemmigration zu portieren. Seit März 2004 laufen diese Programme auf einer Oracle-Datenbank Version 9iR2 unter zLinux/390 auf einem z990-Großrechner.

Im Juni dieses Jahres wurde mit der SHU-Bestandsführung im Zuge einer Daten- und Systemmigration eine weitere zentrale VSE-Anwendung portiert. Somit hat die Rheinland Versicherung alle wichtigen Kernsysteme in die neue Welt geholt, lediglich die Anwendungen für die Schaden- und Provisionsbearbeitung sowie die Lebensbestandsführung für das Inlandsgeschäft laufen noch unter VSE auf der z800.

Alleine für die Ablösung der bisher auf der z800 unter VSE betriebenen SHU-Bestandsführung und die Migration in das Bestandsführungssystem Icis wurden binnen mehr als drei Jahren rund 600000 Versicherungsverträge und 80 Millionen Datensätze übertragen. An dem Vorhaben waren etwa 90 Mitarbeiter aus 20 verschiedenen Abteilungen beteiligt, der Gesamtaufwand belief sich auf 10 400 Manntage, wovon 2175 Tage auf externe Kräfte entfielen. Die Umstellung war kein reines IT-Projekt, sondern außerdem mit zahlreichen organisatorischen und fachlichen Neuerungen verbunden. Pfeifer sieht die intensive Einbindung der Fachabteilungen als wichtigen Erfolgsfaktor.