Alle gegen Ballmer: Yahoo öffnet Plattform für Entwickler

30.10.2008
Das Internet-Unternehmen möchte Anwendern neue Dienste bieten. Die "Yahoo Open Strategy", kurz Y!OS, soll Programmierer locken.

YSP, YQL und YAP richten sich an Entwickler von Social-Web-Tools, die für deren Nutzer und die von ihnen erzeugten Inhalte neue Dienste programmieren. YSP steht für Yahoo Social Platform, eine Sammlung von "übrig gebliebenen" Programmierschnittstellen. Sie bietet die Möglichkeit, die Profildaten von Yahoo-Anwendern, ihre Verbindungen untereinander und ihren aktuellen Status abzufragen und in eigene Mashups einzubinden. Der Reiz des offenen Quellcodes liegt darin, dass diese Informationen nicht auf den Gebrauch in Yahoos Diensten beschränkt sind. Auf Wunsch lassen sie sich auf eigenen Web-Seiten einbinden, Entwickler können gar Googles OpenSocial mit einsetzen. Yahoo bietet dafür zunächst Werkzeuge für die Programmierung unter PHP und Flash an. Standardbibliotheken anderer Sprachen lassen sich verwenden, solange diese auf OAuth und REST (XML + JSON) aufsetzen.

Vereinfachte Schnittstellen

YQL (Yahoo Query Language) ist ein Entwickler-Tool für Web-Services, eine Art Kommandozeilenversion von Yahoo Pipes, die auf einer SQL-ähnlichen Sprache basiert. Daten, die auf Yahoo-Seiten und anderen Internet-Angeboten auflaufen, können damit über eine einheitliche Schnittstelle abgefragt und weiterverwendet werden. YAP schließlich steht für Yahoo Application Platform, einen Distributions- und Hosting-Dienst.

Die Entwickler erreichen damit die Yahoo-Nutzer auf direktem Weg, um sie mit ihren neuesten Arbeiten vertraut zu machen und die Novitäten gleich testen zu lassen. Die Verteilung erfolgt über Yahoos Web- und Mediendienste wie Flickr und del.icio.us sowie den E-Mail-Service Yahoo Mail.

Spielwiese für Datenklauer?

Y!OS könnte ein Vergnügungspark für Programmierer werden, die es mit dem Datenschutz nicht so genau nehmen. Um dieser Spiellaune einen Riegel vorzuschieben, jagt Yahoo alle produzierten HTML-, CSS- und Javascript-Codes durch den Code-to-Code-Übersetzer Caja, eine Art "virtuellen IFrame".

Dieses Tool soll verhindern, dass schädlicher Quellcode auf dem Rechner des Anwenders oder auf dem Server ausgeführt werden kann. Mit dieser Zwangsmaßnahme will der Konzern verhindern, dass die Entwickler die Schutzmechanismen manuell außer Kraft setzen können. Dazu bietet Y!OS noch einen Spamschutz für Nachrichten, Einladungen, Statusmeldungen und Anmeldeprozeduren.

Y!OS im Überblick

SP: Yahoo Social Platform - eine Sammlung von Programmierschnittstellen, um Informationen über Yahoo-Nutzer abzufragen; mitgelieferte Bibliotheken für PHP und Flash; beliebig erweiterbar, unter anderem durch Googles Open Social.

YQL: Yahoo Query Language - kommandozeilenbasierendes Entwicklungswerkzeug.

YAP: Yahoo Application Platform - Distributions- und Hosting-Dienst; bindet Tools und Mashups in Yahoo-Angebote ein.

Kommentar

Mit rund 350 Millionen vernetzten Nutzern bietet Yahoo ein enormes Potenzial für das größte soziale Netzwerk der Welt. Das Motto "Alles aus einer Hand" soll in den kommenden Monaten für immer mehr Teile des Web-Angebots gelten. Der Konzern werkelt zusehends an einer von kreativen Entwicklern und treuen Nutzern gleichermaßen getriebenen Strategie für das Web 2.0, das er bisher eher etwas zu ausgeruht angegangen war. Das Release von Y!OS ist sicher auch ein vielversprechender Schachzug, den immerwährenden Übernahmeplänen der Herren bei Microsoft endlich einen stabilen Riegel vorzuschieben. Ob Aufziehmännchen Steve Ballmer wohl schon nervös an seinen Fingernägeln kaut?

Simon Hülsbömer