"Alle Anzeichen deuten auf Wachstum"

07.04.2008
EDS hat sich nach einer schweren Krise wieder als IT-Dienstleister etabliert. Mit Jens-Uwe Holz, Vorsitzender der Geschäftsführung der EDS Deutschland GmbH in Düsseldorf, sprachen die CW-Redakteure Heinrich Vaske und Joachim Hackmann.

CW: EDS hat kürzlich ein Outsourcing-Abkommen mit Shell über den Desktop-Betrieb abgeschlossen. Den Geschäftszweig für den Vor-Ort-Service hat EDS in Europa Ende 2006 jedoch an A&O verkauft. War die Veräußerung voreilig?

HOLZ: Nein. Nicht alle Services, die wir verantworten, müssen wir auch selbst betreiben. Für einzelne Aufgaben nehmen wir Sublieferanten ins Boot. Aufgabe von EDS im Rahmen des Shell-Abkommens ist das Management der dezentralen IT-Infrastruktur. EDS unterhält ein weltweites Netz an Produktionsstätten für IT-Dienstleistungen. Die Services müssen nicht dort erbracht werden, wo sie genutzt werden.

CW: Die EDS-Zentrale hat eine weitere Verlagerung von Stellen in Niedriglohnländer angekündigt. Wie stark ist Deutschland von der Restrukturierung betroffen?

HOLZ: Wir haben durch große Outsourcing-Aufträge mit Vodafone und Arcandor (Anm. der Redaktion: vormals Karstadt-Quelle) viele Mitarbeiter hinzugewonnen. Es gibt keine Pläne, Stellen zu streichen. Im Gegenteil: Wir suchen Fachkräfte in Deutschland. Richtig ist aber auch, dass EDS in Niedriglohnländern investiert. Wir werden weiter im Rahmen unseres Bestshore-Modells dort Mitarbeiter einstellen, wo es unter wirtschaftlichen und qualitativen Aspekten am sinnvollsten ist.

CW: Werden auch die im weltweiten Vergleich teuren Retail-Experten von EDS Itellium anderswo eingesetzt?

HOLZ: Ja, und das ist auch schon gängige Praxis. Mit fortschreitender Integration werden die Kollegen immer häufiger in internationale Projekte eingebunden. Und mit der Integration meine ich nicht nur die organisatorische, sondern auch die persönliche Einbindung. Die Vernetzung der Mitarbeiter im Konzern wächst Schritt für Schritt. EDS Itellium öffnet uns Türen, auch weltweit, mit marktgerechten Gehältern.

CW: Um das hiesige Mittelstandssegment von EDS ist es ruhig geworden. Wie hat es sich zuletzt entwickelt?

HOLZ: Die EDS Midmarket Solutions wächst. Wir haben mit dieser Organisation eine gute Plattform, mit der wir den Mittelstand ansprechen. Schwerpunkte sind ERP-Lösungen und Händlersysteme für die Automobilbranche. Die Nachfrage ist so gut, dass wir auch hier ein Ressourcenproblem haben und unseren Mitarbeiterstamm ausbauen.

CW: Ist das Mittelstandsgeschäft für EDS strategisch?

HOLZ: Ja. Die Midmarket Solutions passt aufgrund der konsequenten Ausrichtung auf Applikationen sehr gut in unser Portfolio. Unsere internen Abläufe sind darauf ausgerichtet, Services standardisiert und automatisiert zu betreiben. Diese EDS-Attribute sind vor allem für große Unternehmen interessant. Anwender mit 500 bis 1000 Mitarbeitern haben eingeschränkten IT-Bedarf, den wir mit unseren Automatisierungs-Tools wegen der nötigen Skaleneffekte häufig nicht effizient genug abbilden können.

CW: Haben Sie große Deals in Aussicht?

HOLZ: Wir konnten im Retail-Markt bereits Projekte gewinnen. Dabei hat uns unser mit der Itellium-Übernahme erworbenes Prozesswissen erheblich geholfen. Aber auch außerhalb des Handels sehe ich gute Möglichkeiten.

CW: Welche Art von Deals sind das?

HOLZ: Das Gewicht liegt eindeutig auf der Application-Management-Seite. Ich würde schätzen, das Verhältnis von Applikations- und Infrastrukturprojekten beläuft sich auf 60 zu 40.

CW: Ist die Konjunktur stabil? Oder kommen die Anwender zu Ihnen, wenn die Wirtschaft schwächelt, um Kosten zu sparen?

HOLZ: Man könnte meinen, dass die Kunden das Application-Management nachfragen, wenn die Konjunktur gut läuft, und das IT-Outsourcing, wenn es ihnen schlecht geht. So ist es aber nicht. Ich glaube an eine stabile Konjunktur. Alle Anzeichen deuten darauf hin. Profiteur des derzeit kräftigen Exportgeschäfts ist unter anderem der Maschinenbau. Und in dem ist EDS traditionell stark verankert.

Das ungekürzte Interview finden Sie unter www.computerwoche.de/1860393.