Aktie bricht um 15 Prozent ein

Alcatel-Lucent kassiert Prognose

17.07.2012
Der harte Konkurrenzkampf in der Telekombranche und die sich eintrübenden Wirtschaftsaussichten setzen dem französischen Netzwerkausrüster Alcatel-Lucent schwer zu.

Das Unternehmen kassierte am Dienstag seine Jahresprognose. Nach dem Verlust im ersten Quartal werden auch im zweiten Jahresviertel rote Zahlen geschrieben, teilte der Konkurrent von Ericsson und Nokia Siemens Networks (NSN) mit. Ersten Berechnungen zufolge sei trotz Kostensenkungen ein operativer Verlust von 40 Millionen Euro bei einem Umsatz von 3,5 Milliarden angefallen, erklärte Alcatel. Analysten hatten mit besseren Zahlen gerechnet. Branchenexperte Sebastien Sztabowicz vom Analysehaus Kepler sprach sogar von "weit verfehlten" Erwartungen.

Der Aktienkurs der Franzosen brach nach der Gewinnwarnung am Vormittag ein. Für die Titel des im Cac 40 notierten Unternehmens ging es um rund 15 Prozent auf 0,97 Euro nach unten. Damit waren die Papiere mit Abstand schwächster Wert im Pariser Leitindex. Seit einem Hoch im Februar haben die Anteilsscheine damit nun mehr als die Hälfte ihres Wertes eingebüßt.

Nun soll zumindest das zweite Halbjahr besser als das erste werden. Genaue Informationen will das Unternehmen am 26. Juli vorlegen. Der Konzern hatte im vergangenen Jahr erstmals seit dem Zusammenschluss von Alcatel und Lucent 2006 einen Gewinn erzielt. In diesem Jahr wollte das Unternehmen die operative Marge von 3,9 Prozent weiter verbessern.

Bereits am Montag hatte der chinesische Konkurrent ZTE seine Jahresziele aufgehoben und einen Gewinneinbruch um bis zu 80 Prozent für das erste Halbjahr in Aussicht gestellt. Der Billig-Anbieter leidet nach eigenen Angaben ebenfalls unter dem erheblichen Konkurrenzdruck. Im gesamten Sektor ist die Konkurrenz hart. Die NSN-Partner Nokia und Siemens etwa suchen seit Jahren nach einer Lösung für die chronisch defizitäre Tochter, bei der sie immer wieder zuschießen müssen.

Alcatel-Lucent will in den USA, in Asien und Lateinamerika wachsen, wie Konzernchef Ben Verwaayen im Mai in einem Interview erklärte. In Europa investierten die großen Telefongesellschaften weniger als die Konkurrenten aus Asien und den USA, sagte er. Beim spanischen Telefonkonzern Telefonica und der italienischen Telecom Italia blühen vor allem die Geschäfte in Lateinamerika, während die Heimatländer stagnieren. Auch die niederländische KPN trifft in Europa auf zunehmend schwierigeres Terrain. (dpa/tc)