Alcatel-Lucent: Die Ehe ist geschlossen

05.12.2006
Der neue TK-Gigant steht vor einem Berg an Problemen.

Alcatel und Lucent haben ihre Fusion abgeschlossen. Seit Dezember ist das Unternehmen, das offiziell als Alcatel-Lucent firmiert, mit einem Umsatzpotenzial von 18,6 Milliarden Euro jährlich einer der weltweit größten Netzausrüster. Während der ehemalige Alcatel-Boss Serge Tchuruk in den Verwaltungsrat des Konzerns wechselt, übernimmt Lucent-Chefin Patricia Russo die Gesamtleitung des Unternehmens.

Neuordnung der Beteiligungen

Mit dem formalen Abschluss der Fusion beginnen die Probleme für die neue Firmenchefin erst richtig: Sie muss das Produktportfolio ordnen und gegebenenfalls verkleinern, den Abbau von rund 9000 Arbeitsplätzen möglichst geräuschlos über die Bühne bringen und zudem die UMTS-Sparte von Nortel in den Konzern integrieren. Alcatel-Lucent zahlt für die Übernahme der UMTS-Funksparte rund 250 Millionen Euro. Beide Unternehmen hatten hierzu bereits im September eine Absichtserklärung unterzeichnet. Ebenfalls einer Neuordnung bedarf das Verhältnis zum französischen Rüstungkonzern Thales. Dort will Alcatel-Lucent auf Druck der amerikanischen und französischen Regierung sein Transport-, Rüstungs- und Satellitengeschäft einbringen. Im Gegenzug wird der TK-Ausrüster seine Beteiligung an Thales von 9,46 auf 20,95 Prozent erhöhen.

Die wirkliche Kärrnerarbeit wartet auf Russo allerdings innerhalb des Konzerns: Will sie die angepeilten 1,4 Milliarden Euro einsparen, dann muss sie das Produktangebot des Konzerns schnell verschlanken. Gerade der Support für die vielen Carrier-Plattformen verschlingt viel Geld. Anders als bei schnelllebigerem IT-Equipment kann Alcatel-Lucent aber für diese Produkte nicht ohne weiteres die Unterstützung einstellen, denn die Carrier, die damit arbeiten, planen diese Investitionen sehr langfristig. Mit Engelszungen muss die neue Chefin manche Kunden nun zur Migration auf andere Plattformen bewegen, wenn sie das Sparziel erreichen will.

Stellenabbau

Eine weitere Herausforderung erwartet Russo im Umgang mit den eigenen Mitarbeitern. Seit bekannt ist, dass im Zuge der Fusion 9000 Stellen gestrichen werden sollen, grassiert die Angst. Zudem droht Russo Ärger mit den mächtigen französischen Gewerkschaften, wenn sie beim Arbeitsplatzabbau zu radikal vorgeht.(hi)