Kreditklemme und Liquiditätsprobleme

Alarmierende Stimmungslage im Mittelstand

02.12.2009
Von 
Peter Gruber arbeitet für die Portale Computerwoche und CIO.
Der deutsche Mittelstand leidet nach wie vor unter den Folgen der Wirtschaftskrise. Das ist das Ergebnis des jüngsten Mittelstands-Barometers, das vom Bundesverband mittelständische Wirtschaft (BVMW) erhoben wird. Demnach machen Liquiditätsprobleme dem Mittelstand ernsthafte Probleme und droht eine Entlassungswelle.
Ohoven: Das Damoklesschwert des Mittelstandes heißt Liquidität.
Ohoven: Das Damoklesschwert des Mittelstandes heißt Liquidität.
Foto: BVMW

Die Auswirkungen der Wirtschaftskrise haben den Mittelstand laut BVMW-Präsident Mario Ohoven voll im Griff. Ohoven warnte zudem vor den Folgen der Kreditklemme. "Das Damoklesschwert des Mittelstandes heißt Liquidität", sagte der BVMW-Chef und forderte die Regierung zum Handeln auf. Das Ausmaß der bestehenden Kreditklemme, so der Funktionär, werde 2010 erst richtig sichtbar. "Tausende Unternehmen werden auf der Strecke bleiben", warnte der Verbandspräsident.

Kreditvergabe durch staatliche Förderbanken

Ohoven forderte die direkte Kreditvergabe an Unternehmen durch staatliche Förderbanken und regte die Stundung der Steuern in Kreditform an. Außerdem müssten alle im Betrieb verbleibenden Gewinne steuerlich freigestellt werden. Das schaffe Liquidität und Freiraum für Investitionen.

Ein Viertel der Firmen will Personal abbauen

Noch drastischer beurteilt Michael Lingenfelder von der Forschungsstelle Mittelständische Wirtschaft (FMW), die das Mittelstands-Barometer gemeinsam mit dem BVMW erhoben hat, die Umfrageergebnisse. Die Lage, so der Experte, sei "alarmierend". Diese Stimmungslage wirke sich negativ auf die Bereitschaft zur Schaffung von Arbeitsplätzen aus. Rund ein Viertel der Befragten habe für kommendes Jahr sogar einen Stellenabbau angekündigt. Lediglich neun Prozent der 2300 interviewten Unternehmen rechnen mit Neueinstellungen. Etwa zwei Drittel der Teilnehmer glauben, dass sich die Beschäftigungszahl nicht verändern werde. Als größte Problemfelder hätten die Unternehmen die Bürokratie mit 74,4 Prozent und die hohe Steuerlast mit 68,9 Prozent benannt.

Lust am Unternehmertum geht verloren

Der Umfrage zufolge erreicht die wahrgenommene Geschäftslage in diesem Jahr den tiefsten Stand seit 2005. Bedenklich sei auch, dass den Mittelständlern in der Krise wohl die Freude am Unternehmertum verloren gegangen ist. Vier von fünf Befragten würden laut der Erhebung heute nicht noch einmal Unternehmer werden.