Düstere Zukunft

Aktionäre kritisieren Infineon-Management

13.02.2009
Es gärt unter den Investoren von Infineon. Auf der Hauptversammlung gingen sie mit einigen Managern hart ins Gericht. Im Gegenzug gab es Durchhalteparolen.

Die Aktionäre des kriselnden Chipherstellers Infineon haben die Hauptversammlung am Donnerstag für eine Generalabrechnung mit der früheren Unternehmensführung genutzt. Bei der Entlastung verpassten sie Vorstand und Aufsichtsrat einen deutlichen Denkzettel. Vorstandschef Peter Bauer sprachen nur knapp 61 Prozent der Aktionäre ihr Vertrauen aus, dem Vorsitzenden des Aufsichtsrats, Max Dietrich Kley, sogar nur knapp über 50 Prozent. Im Mittelpunkt standen die hohen Verluste, der schlechte Aktienkurs und die Lage bei der insolventen Speicherchiptochter Qimonda. "Wo ist unser Geld? Was haben Sie mit unserem Geld gemacht?", fragte ein frustrierter Kleinaktionär bei dem Treffen in München.

Der Kurs der Infineon-Aktie lag am Donnerstag bei nur noch 72 Cent. Der Ausgabepreis im Jahr 2000 hatte noch bei 35 Euro gelegen. "Ich wollte damals viel mehr Aktien haben. Aber man kann ja auch mal Glück haben. Ich habe sie nicht bekommen", sagte ein anderer Aktionär zum Kursverfall des Papiers. "Die horrenden Verluste des letzten Jahres erschüttern selbst krisenerprobte Infineon-Aktionäre", sagte Daniela Bergdolt von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW).

Besonders der seit 2002 amtierende Aufsichtsratschef Kley geriet unter Beschuss. Er trage für die wirtschaftliche Misere des Unternehmens besondere Verantwortung, sagte Hans-Christoph Hirt, Vertreter der britischen Fondsgesellschaft Hermes. "Ein wesentlicher Teil der Probleme scheint hausgemacht." Infineon schreibt Quartal für Quartal tiefrote Zahlen, alleine im zurückliegenden Vierteljahr gut 400 Millionen Euro. Zu alten Problemen - die Speicherchip-Tochter Qimonda rutschte im Januar in die Insolvenz - kam die Weltwirtschaftskrise.

Die Aufsichtsräte hätten zu spät auf Sparmaßnahmen gedrungen und eine "verfehlte Personalpolitik" unterstützt, beklagte Bergdolt. Die Zahlungen an den früheren Vorstand Wolfgang Ziebart, der noch heute 70 Prozent seines Gehaltes beziehe, seien angesichts der trüben wirtschaftlichen Lage des Unternehmens "unanständig". Außerdem hätten die Verantwortlichen zu lange mit der Trennung von Qimonda gezögert. "Noch vor wenigen Jahren hätten Sie drei Milliarden Euro für Qimonda bekommen."

Stattdessen sorgte Qimonda im vergangenen Geschäftsjahr für enorme Belastungen, die mit zu einem Konzern-Verlust in gleicher Höhe beitrugen. Die Speicherchip-Preise waren eingebrochen, Infineon wurde die Tochter trotz vieler Mühen nicht mehr los. Bauer machte wesentlich die Finanz- und Wirtschaftskrise für das Scheitern verantwortlich. "Ich kann dieses dumme Geschwätz vom schlechten Markt nicht mehr hören", sagte ein Aktionär. "Warum leisten wir uns einen teuren Vorstand und Aufsichtsrat, wenn an allem der Markt schuld ist? Eine Gruppe Hilfsschüler hätte es nicht schlechter machen können."

Bauer räumte ein, in den vergangenen Monate habe es wenig gute Nachrichten gegeben. "Ich verstehe, dass Sie kritisch sind und - mehr noch - verärgert." Die Besserung, die in der Vergangenheit in Aussicht gestellt worden sei, sei nicht eingetreten. Dennoch gebe es gute Gründe, weiter an Infineon zu glauben. Die Produkte seien marktfähig. "Wir sind mit unseren Chips so stark in ihrem täglichen Leben verankert, dass wir zwangsläufig gebraucht werden." Ob sich dies aber bald in klingende Münze umwandeln lässt, bezweifelte ein Aktionär: "Ich begrüße sie ganz bewusst mit "Grüß Gott", wer heute noch Infineon-Aktionär ist, muss ein tiefgläubiger Mensch sein." (dpa/ajf)